Umfrage-Knaller
So stehen die Menschen in Deutschland zur Silvester-Böllerei
- Veröffentlicht: 08.11.2023
- 17:11 Uhr
- Stefan Kendzia
Knallende Böller, heulende Raketen: Deutschland an Silvester fest in der Hand von Hobby-Pyromanen? Das war vielleicht einmal so. Laut einer neuen Umfrage soll das allerdings nicht mehr gelten. Denn die Mehrheit der Menschen in Deutschland ist entweder komplett oder eher dagegen.
Laut einer Yougov Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse Agentur (dpa) sind die Menschen in Deutschland deutlich weniger begeistert von Silvesterböllern als gedacht. Rund ein Drittel der Bundesbürger:innen sind sogar entschiedene Gegner vom Feuerwerk zu Neujahr.
Im Video: Nach Silvester-Eskalation - gibt es ein Böllerverbot?
Nach Silvester-Eskalation: Gibt es ein Böllerverbot?
46 Prozent der Älteren mögen Böller und Raketen überhaupt nicht
Die Silvester-Knallerei hat in Deutschland eine lange Tradition. Trotzdem ist das jährliche Feuerwerk nicht unumstritten - vor allem bei Tier- und Umweltschützern. Einer neuen Umfrage zufolge sprechen sich 44 Prozent der Befragten gegen die Böllerei aus, wenn es um den Tierschutz geht und 39 Prozent gaben als Grund dagegen die Vermüllung durch die Knaller an. Am stärksten ist die Ablehnung von Silvesterfeuerwerk in der Gruppe der Menschen über 55 Jahren: 46 Prozent der Älteren mögen Böller und Raketen überhaupt nicht. Als Gegengewicht dazu steht die Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen: Bei dieser Personengruppe ist die Neujahrsknallerei am beliebtesten. Beeindruckend ist der Wert der Befragten, die an Silvester "bestimmt keine" Feuerwerkskörper zünden wollen: 55 Prozent legen sich darauf fest. Im Gegensatz dazu spricht lediglich bei sieben Prozent der Befragten nichts gegen Böllern und Feuerwerk an Silvester.
Polizei stimmt für Profi- statt Privat-Feuerwerke
Neben dem Tier- und Umweltwohl ist ein Grund gegen die Böllerei das Abfeuern von Raketen durch Laien: 50 Prozent sind gegen Knaller in privaten Händen - ein ausnahmsloses Verbot ist allerdings "nur" für 24 Prozent der Befragten vorstellbar. Für ein bundesweites Verbot von privaten Feuerwerken zugunsten von zentralen Profi-Feuerwerken spricht sich die Polizei dagegen aus: Ein Verbot sei "eigentlich schon lange" notwendig - verbunden mit einem Verkaufsverbot, wie der Berliner Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Stephan Weh, sagt. Grund für die ablehnende Haltung ist die letzte Silvesternacht 2022 auf 2023, in der in mehreren Berliner Stadtteilen junge Männer mit Böllern und Raketen randalierten. Dabei sollen auch gezielt Polizisten und Feuerwehrleute mit Knallkörpern beschossen worden sein. Viele Feuerwehrleute berichteten, solche Angriffe in den Silvesternächten seien in vielen Städten "normal" geworden. Auch bei Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Krieg in Nahost sowie bei Halloween-Ausschreitungen wurden zuletzt Böller auf Einsatzkräfte geworfen.
Umweltbundesamt gegen ein generelles Feuerwerksverbot
Erstaunlich ist, dass sich das Umweltbundesamt gegen ein generelles Feuerwerksverbot ausspricht: "da Traditionen und Bräuche Teil unseres Lebens sind und dies auch bleiben sollen." Man rufe jedoch dazu auf, einen Beitrag zur Verminderung der Feinstaubbelastung und des Lärms in der Silvesternacht zu leisten. Anders die Deutsche Umwelthilfe. Sie ist für ein umfassendes Verkaufs- und Verwendungsverbot für Pyrotechnik. "Die Bundesregierung muss hier eine klare Linie ziehen und nicht die Verantwortung auf die 11.000 Kommunen abwälzen", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe. Attacken gegenüber Einsatzkräften, Tiere in Todesangst, Müll und Gesundheitsgefährdung machten Silvester für viele zu keiner Feier, sondern einem "angstbesetzten Abend".
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa