Umstrittenes Bahnprojekt
Stuttgart 21: Wann kommt das Aus für den Kopfbahnhof? - Forderung nach Doppelbetrieb
- Veröffentlicht: 03.07.2024
- 11:54 Uhr
- Clarissa Yigit
Kommt das Aus für den Stuttgarter Kopfbahnhof? Olaf Drescher, Projektleiter von Stuttgart 21, spricht sich dafür aus. Es gibt aber auch Gegenstimmen.
Nachdem das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 bereits Milliarden verschlungen hat und sieben Jahre später als geplant an den Start gehen soll, kommt nun die Forderung zum Erhalt des Kopfbahnhofes in Stuttgart seitens der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und der Gewerkschaft der Lokführer (GDL) auf.
Demnach sollen ab Dezember 2025 in dem neuen Tiefbahnhof die ersten Züge zum Testbetrieb einfahren. Die Inbetriebnahme wurde zuletzt von der Deutschen Bahn (DB) um ein Jahr verschoben. Die neuen Pläne sehen nun eine Öffnung von Stuttgart 21 für Dezember 2026 vor.
Der Kopfbahnhof soll vorläufig noch bis Ende 2026 in Betrieb bleiben - dann aber geschlossen werden.
Im Video: Bahnhof Stuttgart 21 wird nun erst 2026 den regulären Betrieb aufnehmen
Gründe für den Erhalt
Nach Ansicht von DUH-Chef Jürgen Resch könnten im neuen Tiefbahnhof mit acht Gleisen und Neigung nicht so viele Züge verkehren wie bisher. Um ein Verkehrschaos zu vermeiden, müssten daher mindestens zwei, bestenfalls alle Gleise im alten Kopfbahnhof erhalten bleiben. Bereits vor einem Jahr hat die DUH Klage gegen den Abbau des Kopfbahnhofs eingereicht.
Es ist eine historische Chance, den Parallelbetrieb dauerhaft zu erhalten.
GDL-Chef Claus Weselsky
Der Vorsitzende der GDL, Claus Weselsky, stärkt dem Vorhaben dabei den Rücken. So zitiert ihn der SWR mit den Worten: "Es ist eine historische Chance, den Parallelbetrieb dauerhaft zu erhalten." Man habe eine funktionierende Infrastruktur, so der GDL-Chef weiter. Auch könne der Rückbau die Steuerzahler:innen Milliarden in der Zukunft kosten, er nennt ihn eine Fehlentscheidung.
Zur Begründung seiner Ansicht verwies Weselsky auf den Zürcher Bahnhof (Schweiz), der ebenfalls aus Kopf- und Tiefbahnhof besteht.
Doppelbetrieb nicht möglich
Anders sieht es Olaf Drescher, Projektleiter von Stuttgart 21. Er ist der Meinung, dass ein Doppelbetrieb technisch und auch wirtschaftlich nicht möglich sei. Daher müsse der alte Bahnhof zwingend abgekoppelt werden.
Nach den Plänen der Bahn werden daher in Bad Cannstatt die Gleise auf die neuen Tunnel umgelegt. Danach seien eine Einfahrt in den Kopfbahnhof und eine Ausfahrt zurück in die andere Richtung nicht mehr möglich.
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Gäubahn Auslöser für die Forderung
Hintergrund für das Ärgernis ist die aus dem Süden kommende Gäubahn auf der Bahnstrecke von Singen nach Stuttgart. Diese soll nach Plänen der DB ab dem Jahr 2026 gleich für mehrere Jahre vom neuen Hauptbahnhof in Stuttgart abgekoppelt werden.
Demnach müssten dann Zugfahrende Richtung Singen in Stuttgart-Vaihingen umsteigen, bis der rund elf Kilometer lange Pfaffensteigtunnel - der die bestehende Strecke der Gäubahn auf Höhe der Autobahnanschlussstelle Sindelfingen-Ost verbindet - gebaut ist. Der Tunnel soll laut DB voraussichtlich Ende 2032 in Betrieb gehen.
"Sag niemals nie", zitiert der SWR allerdings Weselsky, der der DB nicht glaubt, dass der Doppelbetrieb nicht möglich sei. So habe der GDL-Chef mit dem Projekt Stuttgart 21 schon die "tollsten Sachen" erlebt und halte es daher für möglich, dass sich Projektpartner und Bahn am Ende doch anders entscheiden.
- Verwendete Quellen:
- DB: "PFAFFENSTEIGTUNNEL"
- Südkurrier: "Stuttgart 21-Inbetriebnahme: Kopfbahnhof bleibt auch 2026"