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Wissenschaft

Forscherteam erzeugt synthetische Embryos aus menschlichen Zellen

  • Veröffentlicht: 15.06.2023
  • 17:13 Uhr
  • Anne Funk
Ein Wissenschaftler arbeitet in seinem Labor an Maus-Embryonenproben. (Symbolbild)
Ein Wissenschaftler arbeitet in seinem Labor an Maus-Embryonenproben. (Symbolbild)© Ilia Yefimovich/dpa

Aus menschlichen Stammzellen haben Wissenschaftler:innen offenbar synthetische Embryos erzeugt. Besonders für die Erforschung der frühen Embryonalentwicklung könnte das ein Durchbruch sein.

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Die Wissenschaftsgemeinde ist aus dem Häuschen: Einem Forschendenteam ist es gelungen, aus menschlichen Zellen Embryos zu erzeugen, die echten menschlichen Embryos sehr ähnlich sind. Die sogenannten synthetischen Embryos sollen aus jeweils einer einzelnen Stammzelle entstanden sein. 

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Magdalena Żernicka-Goetz steht im Mittelpunkt des Teams, sie forscht an der University of Cambridge in Großbritannien und am California Institute of Technology in den USA. Im vergangenen Jahr hatte sie das Verfahren zur Herstellung der synthetischen Embryos bereits für Mäuse vorgestellt. Lebensfähiger Nachwuchs wird daraus aber noch lange nicht entstehen - wenn es denn überhaupt möglich ist.

Rein rechtlich könnte an den embryoähnlichen Strukturen in vielen Ländern die frühe Embryonalentwicklung möglicherweise besser erforscht werden - ein Vorteil. Allerdings würden dadurch neue ethische Fragen aufgeworfen werden. Echte Embryos, die sich nach der Verschmelzung von Spermium und Eizelle bilden, stehen unter besonderem rechtlichen Schutz.

Noch keine Körperteile oder Organe vorhanden

Malte Spielmann, Direktor des Instituts für Humangenetik des Uniklinikums Schleswig-Holstein, erklärte am Donnerstag (15. Juni) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass es bei den menschlichen embryoähnlichen Strukturen noch keine Körperteile oder Organe gebe. Doch seien Zellen identifizierbar, die die Grundstrukturen für spezifische Körperbestandteile bilden. Spielmann hatte vor einigen Tagen einen Vortrag gesehen, bei dem Żernicka-Goetz Ergebnisse zu synthetischen Embryonen vorgestellt hatte, die acht Tage alt waren. "Die Zellen zeigten sehr ähnliche Signalwege und Zelltypen wie bei echten menschlichen Embryonen", so Spielmann.

Die britische Zeitung "Guardian" berichtete von einem weiteren Vortrag der Wissenschaftlerin, bei dem sie mehr als 14 Tage alte Strukturen vorstellte. Wenn sich die Ergebnisse als belastbar herausstellen sollten, wären die synthetischen Embryonen eine mögliche Alternative für Forschende. In einigen Ländern ist es zwar erlaubt, an echten menschlichen Embryos zu forschen, aber nicht über den 14. Entwicklungstag hinaus. In Deutschland darf an menschlichen Embryonen gar nicht geforscht werden. Auch synthetische Embryonen - wenn es sie denn gäbe - dürfte man Spielmanns Meinung nach hierzulande nicht verwenden.

Fachleute weisen darauf hin, dass die Ergebnisse bislang nicht seriös einzuschätzen sind, da noch keine Studie mit nachvollziehbaren Daten vorliegt.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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