Er sollte nicht existieren
"Größter Spiegel" des Universums: Planet LTT9779b hat Wolken aus Metall
- Aktualisiert: 14.07.2023
- 13:00 Uhr
- Melissa Aschauer
Titantropfen als Regen und eine 2.000 Grad heiße Oberfläche: Der Exoplanet LTT9779b ist ein besonderes Exemplar. Er ist der "größte Spiegel" des Universums und sollte eigentlich gar nicht existieren.
Das Wichtigste in Kürze
Der "größte Spiegel" des Universums ist ein Exoplanet mit dem Namen LTT9779b.
Der ultraheiße Himmelskörper spiegele laut dem der Raumfahrtagentur Esa 80 Prozent des von seinem Stern auf ihn fallenden Lichts.
Zum Vergleich: Die Erde reflektiert nur etwa 30 Prozent.
Ein von spiegelnden Metallwolken umgebener Planet ist der bisher leuchtendste bekannte Exoplanet.
Exoplanet ist "größter Spiegel" des Universums
Der ultraheiße Himmelskörper spiegele satte 80 Prozent des von seinem Stern auf ihn fallenden Lichts, teilte die europäische Raumfahrtagentur Esa am Montag (10. Juli) mit. Zum Vergleich: Die Venus mit ihrer dicken Wolkenschicht reflektiere etwa 75 Prozent des Sonnenlichts, die Erde nur etwa 30 Prozent.
Der mit dem europäischen Weltraumteleskop "Cheops" untersuchte Exoplanet LTT9779b ist demnach etwa so groß wie Neptun und "der größte "Spiegel" im Universum, den wir heute kennen". Ein Jahr auf LTT9779b, also eine Umkreisung des Sterns, dauere nur 19 Stunden. Seine reflektierenden Wolken bestünden größtenteils aus Silikat - dem Stoff, aus dem auch Sand und Glas bestehen - gemischt mit Metallen wie Titan.
Die dem Stern zugewandte Seite des Planeten ist dem Forschungsteam um Sergio Hoyer vom Marseille Astrophysics Laboratory zufolge etwa 2.000 Grad heiß - jede Temperatur über 100 Grad ist zu heiß für die Bildung von Wasserwolken.
"Ein Planet, der nicht existieren sollte"
Sein Gleißen sei nicht das einzig Überraschende an LTT9779b, hieß es. Größe und Temperatur machten ihn zu einem sogenannten ultraheißen Neptun - ein solcher sei noch nie zuvor so nahe an seinem Stern gefunden worden. "Es ist ein Planet, der nicht existieren sollte", sagte Mitautor Vivien Parmentier vom Observatory of Côte d’Azur. Expert:innen gingen davon aus, dass bei so nahen Planeten üblicherweise alle Atmosphäre weggeblasen werde und nur blankes Gestein zurückbleibe.
Es seien vermutlich seine Metallwolken, die das Verdampfen des Planeten verhinderten, erläuterte Hoyer. Zudem erschwere der hohe Metallgehalt der Atmosphäre, dass diese weggeblasen werde. Die Ergebnisse des Teams sind im Fachjournal "Astronomy & Astrophysics" veröffentlicht.
Die meisten Planeten reflektieren nur einen kleinen Anteil des von ihrem Stern kommenden Lichts, wie es von der Esa hieß. Entweder, weil sie eine Atmosphäre haben, die viel Licht absorbiert, oder weil sie eine dunkle oder raue Oberfläche haben. Ausnahmen seien gefrorene Eiswelten oder Planeten wie die Venus mit reflektierender Wolkenschicht.
"Cheops" ist eine gemeinsame Mission der Esa und der Schweiz unter Leitung der Universität Bern in Zusammenarbeit mit der Universität Genf. Das Teleskop beobachtet Exoplaneten, also Planeten, die um andere Sterne kreisen.
- Vewendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa