Droht Gefahr?
Türkei: Forscher entdecken tief in der Erde gigantischen Riss
- Veröffentlicht: 31.01.2025
- 16:57 Uhr
- Stefan Kendzia
Ein Forschungsteam der Universität Göttingen entdeckte tief unter der Erdoberfläche der Türkei einen alten Urzeit-Ozean. Dieser soll sowohl an der Türkei als auch an angrenzenden Ländern "zerren".
Das Zerren dieses Urzeit-Ozeans an der Türkei soll inzwischen zu einem gigantischen Riss tief in der Erde geführt haben. Dahinter sollen sich plattentektonische Prozesse verbergen, die ihren Ursprung vor vielen Millionen Jahren haben.
Platte des Urzeit-Ozeans rutschte unter Eurasien
Zwischen der eurasischen und der arabischen Platte soll noch vor rund 60 Millionen Jahren ein Ozean existiert haben. Nachdem aber Afrika begonnen hatte, sich nach Norden zu bewegen, sollen die Kontinente aneinander gedrückt worden sein. Dies wiederum soll zur Folge gehabt haben, dass die Platte des Urzeit-Ozeans unter Eurasien gedrückt worden sein soll und vor etwa 25 Millionen Jahren schließlich im Erdmantel verschwand.
Laut einer aktuellen Pressemitteilung der Universität Göttingen soll an der arabischen Platte noch ein Rest dieses Ozeanbodens hängen. "In der Türkei dagegen ist die ozeanische Platte bereits abgerissen und der horizontale Riss dehnt sich von der südöstlichen Türkei in Richtung des nordwestlichen Iran immer weiter aus", wie die Universität Göttingen mitteilt.
Rätsel um Zagros-Gebirge
Als nun die Kontinente aneinanderstießen, faltete sich laut "Vulkane.net" ein Gebirge auf. Das Ergebnis davon ist das Zagros-Gebirge im Irak und Iran. Die gewaltigen Gebirgsmassen ragen nicht nur in den Himmel, sondern sollen auch verantwortlich dafür sein, durch ihr eigenes Gewicht über Jahrmillionen zu einem Absenken der Erdoberfläche rund um die Berge geführt zu haben: Bekannt auch als die Senke am Zagros-Gebirge, die mit Sedimenten gefüllt und ohne diese rund drei bis vier Kilometer tief sein soll.
Wissenschaftler:innen allerdings soll die Tiefe dieser Senke allein aufgrund des Gewichtes der Berge nicht zu erklären gewesen sein. "Angesichts der relativ geringen Höhe des nordwestlichen Zagros-Gebirges war es überraschend, dass sich in unserem Untersuchungsgebiet so viel Sediment angesammelt hat. Das bedeutet, dass die Absenkung der Erdkruste größer ist, als durch die Last des Zagros-Gebirges verursacht werden könnte", erklärt Dr. Renas Koshnaw von der Universität Göttingen.
Riss in der Erde scheint sich weiter auszubreiten
Die Forschenden vermuten nun, dass die Senke nur damit erklärt werden könne, dass nach wie vor eine schwere ozeanische Platte am arabischen Kontinent hänge. "Diese Platte zieht die Region weiter nach unten und schafft so Platz für weitere Sedimentablagerungen. In Richtung Türkei wird die Senke aber viel flacher, was darauf hindeutet, dass die ozeanische Platte in diesem Bereich abgerissen ist und ihre Zugkraft nachgelassen hat. Der Riss scheint sich von der Türkei in Richtung Irak auszubreiten, ähnlich wie wenn ein Blatt vom Kalender abgerissen wird."
Trotz der unermesslichen Kräfte, die hier wirken, sind die Wissenschaftler:innen gelassen. "Bild" zitiert Koshnaw: "Dort, wo die Platte im nordwestlichen Irak schon abgerissen ist, gibt es sogar weniger Erdbeben als dort, wo sie noch dranhängt. Vor allem geht das ganze aber so langsam voran, dass es sich in menschlichen Zeitmaßstäben kaum ändert."
- Verwendete Quellen:
- Pressemitteilung Universität Göttingen: "Ozeanische Platte unter arabischer und eurasischer Kontinentalplatte reißt ab"
- Bild: "Unter der Türkei wächst ein Riss"
- Vulkane.net: "Türkei: Unterirdischer Riss breitet sich entlang Zagros zum Irak aus"