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Ermittlungsverfahren

Verschwundener Ex-Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub: "Spuren, die nach Russland führten"

  • Aktualisiert: 19.04.2024
  • 09:37 Uhr
  • Stefan Kendzia
2018 verschwand Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub (Bild) - jetzt hat die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren gegen den jüngeren Bruder Christian eingeleitet.
2018 verschwand Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub (Bild) - jetzt hat die Staatsanwaltschaft Köln ein Ermittlungsverfahren gegen den jüngeren Bruder Christian eingeleitet.© Roland Weihrauch/dpa

Immer wieder gab es Zweifel am Tod von Karl-Erivan Haub. Es soll Spuren geben, die nach Russland führen. Jetzt wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

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Das mysteriöse Verschwinden des ehemaligen Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub ist nach sechs Jahren noch immer nicht geklärt. Jetzt kommt offenbar Schwung in die Angelegenheit: Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mitteilt, ermittelt die Staatsanwaltschaft Köln gegen den jüngeren Bruder und aktuellen Chef der Tengelmann-Gruppe, Christian Haub.

Die Ermittlungen sollen durch die Anzeige eines Recherche-Teams des Senders RTL zustande gekommen sein, das bereits im Mai 2023 eine Strafanzeige gegen Christian Haub erstattet hatte. 

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Anfangsverdacht der falschen Versicherung an Eides statt

Das plötzliche Verschwinden des ehemaligen Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub beschäftigt seit 2018 die Medien, die Staatsanwaltschaft und die Familie, die davon ausgeht, dass der damals 58-Jährige am Klein Matterhorn tödlich verunglückte.

Jetzt allerdings ermittelt die Staatsanwaltschaft ausgerechnet im engsten Kreis. Beim jüngeren Bruder, Christian Haub, geht es um den Anfangsverdacht der falschen Versicherung an Eides statt. Die Staatsanwaltschaft, die zunächst die Aufnahme von Ermittlungen gegen Christian Haub abgelehnt hatte, "hat im Wege der Abhilfe unserer Beschwerde (durch das RTL-Team) die Sachlage juristisch neu bewertet und nunmehr offiziell Ermittlungen eingeleitet", so die Journalistin Liv von Boetticher.

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer begründete die Ermittlungen mit den Worten: "Aufgrund einer erstatteten Strafanzeige wird dem Vorwurf nachgegangen, der Bruder des Verschollenen, Christian Haub, habe im Mai 2021 vor dem Amtsgericht Köln eine Versicherung an Eides statt abgegeben, die teilweise falsch gewesen sei."

Hintergrund seien die Ermittlungen der Journalistin von Boetticher und ihres Teams, sie hätten nicht aufgegeben, den Verbleib Haubs aufzuklären. "Schon kurz nach dem Verschwinden ergaben sich Spuren, die nach Russland führten", so Boetticher gegenüber NTV. "Auf dieser Grundlage kam es zu Untersuchungen der internen Ermittler und eigens beauftragter Agenturen in Russland."

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Ihrer Aussagen nach gebe es ein Protokoll, aus dem hervorgehe, "dass die Ermittler Haub in Russland vermuteten und auch angaben, für 100.000 Euro ein Foto von ihm beschaffen zu können".

Eben solche Fotos sollen tatsächlich existieren und Karl-Erivan Haub im Februar 2021 in Moskau zeigen. Sie sollen auch seinem Bruder vorgelegen haben. Trotzdem soll dieser etwa zeitgleich im Mai 2021 in einer Versicherung an Eides statt gegenüber dem Amtsgericht Köln wider besseres Wissen angegeben haben, über "keine belastbaren Hinweise" zu verfügen, dass sein Bruder noch lebe. Eine Aussage, die auch dazu beitrug, dass Karl-Erivan Haub offiziell für tot erklärt wurde.

Letztendlich wäre es aber auch möglich, dass Haub zwar tot ist, es sich aber nicht um einen Unfall gehandelt haben könnte. Die Ermittlungen dauerten an: "Auf die für den Beschuldigten geltende Unschuldsvermutung wird ausdrücklich hingewiesen", so Oberstaatsanwalt Bremer.

Anwalt weist Vorwurf zurück

Der Anwalt Christian Haubs weist den im Raum stehenden Vorwurf zurück: "Selbstverständlich ist an dem Vorwurf nichts dran", teilte Mark Binz mit. "So hat es bis vor wenigen Wochen auch noch die Staatsanwaltschaft Köln gesehen und daher die Aufnahme von Ermittlungen abgelehnt."

Trotz des Ermittlungsverfahrens werde Karl-Erivan Haubs Todeserklärung, die 2021 vom Kölner Amtsgericht erlassen wurde, derzeit nicht aufgehoben. Hierfür müsste feststehen, dass der Verschollene die Todeserklärung überlebt habe. "Dies ist derzeit nicht der Fall", betonte Staatsanwalt Bremer.

Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Deutschen, war im April 2018 in Zermatt allein zu einer Skitour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Die Familie geht davon aus, dass der damals 58-Jährige am Klein Matterhorn tödlich verunglückte. 2021 wurde Haub vom Kölner Amtsgericht für tot erklärt. Immer wieder gab es seitdem Medienberichte über Zweifel am Tod des erfahrenen Skiläufers. Das Gericht hielt sie aber nicht für belegbar.

Nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub hatte dessen jüngerer Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung in dem milliardenschweren Handelskonzern übernommen, zu dem unter anderem der Textil-Discounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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