Meereslebewesen
Quallenstiche: So gefährlich sind ihre Nesseln wirklich
- Veröffentlicht: 04.04.2024
- 11:00 Uhr
- Lars-Ole Grap
Quallen gehören zu den ältesten Tieren der Erdgeschichte. Allerdings können manche Arten unangenehme und zum Teil gefährliche Stiche verursachen. Wie du einen Quallenstich erkennst und was du tun kannst, wenn dich eines der Tiere erwischt.
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Das Wichtigste in Kürze
Es sind weltweit über 2.000 Quallenarten bekannt, allerdings sind nicht alle Arten für Menschen giftig.
Beim Kontakt mit den Nesselzellen von Quallen kann sich ein schmerzhafter, juckender Hautausschlag bilden. Bei extrem giftigen Arten oder bei allergischen Reaktion kann ein Herz-Kreislauf-Versagen drohen.
In der Nord- und Ostsee sind die meisten Quallen nicht gefährlich. Bei Kontakt mit Quallen in Regionen wie Australien sollte stets medizinische Hilfe eingeholt werden.
Welche Symptome treten bei einem Quallenstich auf?
Nach einem Quallenstich treten normalerweise innerhalb weniger Minuten brennende, manchmal starke Schmerzen an den betroffenen Stellen auf. Es können rote Schwellungen auf der Haut auftreten, die das Muster der Berührung mit den Tentakeln der Qualle zeigen. Bei bestimmten Quallenarten kann es im Verlauf des Stichs auch zum Absterben von Hautarealen (Nekrosen) kommen.
Weitere Symptome umfassen oft starken Juckreiz an den Stellen, die mit dem Nesselgift in Kontakt gekommen sind. Bei allergischen Reaktionen auf das Quallengift können sich die Auswirkungen auf den gesamten Körper ausbreiten. Dies kann zu Fieber, Schwindel, Bewusstseinsstörungen, Ödemen (Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe), Blutdruckabfall, Atembeschwerden, Herz-Kreislauf-Problemen, Übelkeit und Erbrechen führen.
Nach dem Abklingen der Haut-Entzündung treten oft zwei bis zehn Tage später erneut Juckreiz in Verbindung mit weiteren möglichen Symptomen wie beim Erstkontakt mit der Qualle. Das wird manchmal zusätzlich von kleinen Eiterbläschen begleitet.
Spätfolgen wie Empfindungs-Störungen oder anhaltender Juckreiz können über Monate bestehen bleiben. Hautnekrosen heilen in der Regel nur sehr langsam und hinterlassen oft Narben.
Was tun nach einem Quallenstich?
🌊 Immer häufiger werden Scharen von Quallen an deutsche Küsten gespült. Doch was tun, wenn du mit einer in Kontakt kommst?
🔥 Die meisten Quallen in Nord- und Ostsee sind harmlos. Dennoch gibt es einige Ausnahmen wie etwa die gelbe Nesselqualle. Bei Berührung ihrer Tentakel wird ein Nesselgift freigesetzt, das auf der Haut brennt. Auch tote Tiere können Reaktionen auslösen.
💧 Wenn du eine Qualle berührt hast, solltest du die Haut mit Meerwasser oder Essig abspülen. Vermeiden solltest du das Abreiben mit einem Handtuch. Dadurch kann zusätzliches Gift von intakten Nesselzellen abgegeben werden. Gegen das Brennen und die Rötung helfen Brandsalben.
☝ Süßwasser oder Alkohol solltest du nicht verwenden. Das macht das Brennen nur noch schlimmer.
🚫 Um möglicherweise verbliebene Tentakeln von deiner Haut zu entfernen, solltest du keinesfalls deine Finger nutzen. Greife stattdessen zu einer Pinzette oder anderen Hilfsmitteln wie einer Kreditkarte. Versuche den betroffenen Bereich möglichst wenig zu bewegen und bewege die Tentakel nur, um sie vorsichtig abzuziehen.
❗ Falls du merkst, dass dir übel wird, du Herz-Kreislaufstörungen oder andere allergische Reaktionen hast, solltest du sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. In Regionen, wo bekanntermaßen gefährliche Quallen vorkommen, solltest du ebenfalls sofort ins Krankenhaus gehen.
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Wann sind Quallenstiche gefährlich?
Ein Quallenstich sollte stets ernst genommen werden. Ärztliche Hilfe solltest du dann beanspruchen, wenn du lang anhaltend oder am ganzen Körper starke Schmerzen oder Juckreiz verspürst. Das gilt besonders dann, wenn weitere Symptome wie Schwindel, Unwohlsein, Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen begleitet auftreten.
Es ist nicht immer möglich, die Qualle zu sehen oder zu identifizieren. In Gebieten, in denen gefährliche Arten vorkommen (zum Beispiel vor Australien), solltest du bereits bei bloßem Verdacht sofort medizinische Hilfe aufzusuchen.
Wie kann man Quallenstiche vermeiden?
Beim Baden und Tauchen wirst du nie vollständig ausschließen können, mit Quallen in Kontakt zu kommen. Trotzdem gibt es einige Möglichkeiten, das Risiko zu senken:
- Informiere dich an deinem Urlaubsort je nach Jahreszeit über möglicherweise starkes Quallen-Aufkommen. Während der Paarungszeiten sind oft besonders viele Tiere in Strandnähe anzutreffen.
- Ganzkörper Neoprenanzüge können einen gewissen Schutz vor Quallenstichen bieten.
- Quallenschutzmittel können auf der Haut aufgetragen schützen. Sie bilden eine Schleimschicht, ähnlich dem natürlichen Quallenschutz von Clownfischen.
- Angespülte Quallen solltest du nicht berühren.
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Wie wirkt Quallengift?
Es existieren zahlreiche verschiedene Quallengifte, von denen nur wenige umfassend untersucht wurden. Die meisten dieser Gifte bestehen aus einer Mischung von Proteinen. Sie wirken entweder zytolytisch und lösen Zellen oder ihre Membranen auf, oder sie sind neurotoxisch und wirken auf oder über die Nervenzellen giftig.
Das Gift führt oft zu Entzündungen und allergischen Reaktionen. Besonders die Toxine der Würfelquallen können innerhalb weniger Minuten schwerwiegende Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System haben und sogar zum Tod führen.
Wo gibt es gefährliche Quallen?
Die meisten Quallen in Nord- und Ostsee besitzen Nesselzellen, die die menschliche Haut nicht durchdringen können. Eine Ausnahme bildet die gelbe Nessel- oder Haarqualle (Cyanea capillata), die unangenehme Stiche verursachen kann. Einige Exemplare können bis zu 30 Meter lange Tentakel haben und einen Schirmdurchmesser von über zwei Metern erreichen, was sie zu einer der größten Quallenarten der Welt macht.
An den deutschen Küsten können auch die Stiche der blauen Nesselqualle (Cyanea lamarckii) und der Kompassqualle (Chryasora hysoscella) unangenehme Folgen haben, die manchmal auch eine ärztliche Behandlung erfordern.
Giftige Quallen im Mittelmeer
Die Quallen im Mittelmeer werden im Allgemeinen als mäßig giftig eingestuft. Dazu zählen etwa:
- Leuchtqualle (Pelagia noctiluca)
- Lungenqualle (Rhizostoma pulmo)
- Portugiesische Galeere (Physalia physalis)
Die Portugiesische Galeere ist streng genommen keine Qualle ist, sondern eine Seeblase. Sie besitzt jedoch auch Nesselzellen mit Gift und kann unangenehme Stiche verursachen. Obwohl sie in allen warmen Weltmeeren vorkommen, sind sie im Mittelmeer eher selten anzutreffen. Immer wieder werden sie jedoch vor Spanien, um die Balearen und Malta gemeldet.
Würfelquallen: Giftige Quallen vor Australien
Gefährlichen Würfelquallen wie die Seewespe und Irukandji sind besonders vor Australien verbreitet.
Seewespen zählen zu den giftigsten Quallen. Es kommt immer wieder zu Todesfällen nach Berührungen mit ihren etwa drei Meter langen Tentakeln. Sie sind im gesamten Indopazifik beheimatet, wobei große Verbreitungsgebiete entlang der östlichen und nördlichen Küsten Australiens liegen. Diese Tiere, werden in Australien auch als "Box Jellyfish" bezeichnet. Aufgrund ihrer Giftigkeit müssen oft ganze Strandabschnitte gesperrt werden.
Die Irukandji (Carukia barnesi) ist winzig, mit einem Schirmdurchmesser von nur etwa einem bis zwei Zentimetern. Im Wasser ist die kleine durchsichtige Qualle kaum zu erkennen. Sie sind insbesondere vor Queensland und dem Northern Territory verbreitet. Die Symptome treten oft erst etwa 30 Minuten nach dem Kontakt mit den bis zu einem Meter langen Tentakeln auf. Zu den Symptomen können Lungenödeme und starke Schmerzen zählen.