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Trotz Vollzeitarbeit

Altersarmut: Mehr als jeder Dritte wird Rente unter 1.200 Euro erhalten

  • Aktualisiert: 12.01.2023
  • 17:16 Uhr
  • Lena Glöckner
Drei ältere Damen gehen über eine Fußgängerampel. Mehr als jeder Dritte Bundesbürger wird künftig unter 1.200 Euro Rente erhalten.
Drei ältere Damen gehen über eine Fußgängerampel. Mehr als jeder Dritte Bundesbürger wird künftig unter 1.200 Euro Rente erhalten.© Mohssen Assanimoghaddam/dpa

Mehr als jeder dritte vollzeitbeschäftigte Bürger steuert laut Bundesregierung auf eine Rente unter 1.200 Euro zu. Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch fordert deshalb "eine Rentenkasse wie in Österreich".

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Mehr als ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten in Deutschland wird im Alter lediglich eine gesetzliche Nettorente von unter 1.200 Euro erhalten. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linke-Bundestagsfraktion hervor, die der "Augsburger Allgemeinen" vorliegt. Demnach erhalten 36 Prozent der künftigen Rentner:innen selbst nach 45 Arbeitsjahren maximal 1.200 Euro netto aus der gesetzlichen Altersvorsorge.

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Den Zahlen zufolge trifft das auch auf den wohlhabenden Süden der Republik zu. So landen in Bayern 33 Prozent und in Baden-Württemberg 29 Prozent der künftigen Bezieher trotz Vollzeitarbeit unter der genannten Grenze. Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch nannte die Zahlen alarmierend. "Wir brauchen eine große Rentenreform in Deutschland", sagte er dem Blatt. "Wir brauchen eine Rentenkasse wie in Österreich, wo die durchschnittliche Rente 800 Euro höher ist als bei uns."

Bartsch kritisiert: "Das Verhältnis stimmt nicht"

In Österreich sei das möglich, weil dort nicht nur Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen einzahlen, "sondern alle Bürger mit Erwerbseinkommen". Somit steuern also auch Abgeordnete, Beamte, Selbstständige und Manager etwas zum Topf bei. "Was Österreich kann, muss auch Deutschland können."

Bartsch verwies darauf, dass das Problem sämtliche Bundesländer betreffe. Derzeit müssten Vollzeitbeschäftigte 3.034 Euro brutto im Monat 45 Jahre durchgehend verdienen, um rechnerisch auf 1.200 Euro Nettorente zu kommen. "Das Verhältnis stimmt nicht", so Bartsch. Lohn- und Rentenniveau seien vielfach zu gering. "Das, was Arbeitnehmer verdienen, ist vielfach zu niedrig und das, was sie als Rentner dafür bekommen, ist zu wenig", kritisierte er. "Die gesetzliche Rente sichert häufig nicht mehr den Lebensstandard", warnte er. "Gerade angesichts der galoppierenden Inflation sind deutliche Lohnsteigerungen und eine schrittweise Anhebung des Rentenniveaus auf 53 Prozent geboten."

Den Zahlen der Bundesregierung zufolge ist das Problem niedriger Rentenerwartungen im Osten Deutschlands am größten. In Sachsen werde demnach über die Hälfte der künftigen Rentner:innen mit maximal 1.200 Euro aus der gesetzlichen Versicherung nach Hause gehen, in Thüringen gar 57 Prozent. Die Zahlen entstammen Daten der Bundesagentur für Arbeit.

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