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Tradition oder ethische Debatte?

Trend: Immer weniger Deutsche greifen zu Kuhmilch

  • Aktualisiert: 31.05.2024
  • 09:35 Uhr
  • Christina Strobl
Anstelle von normaler Kuhmilch greifen immer mehr Bundesbürger:innen zu pflanzlichen Alternativen.
Anstelle von normaler Kuhmilch greifen immer mehr Bundesbürger:innen zu pflanzlichen Alternativen.© Peter Steffen/dpa

Bei den Großeltern war sie oftmals ein Allheilmittel: die gute alte Milch. Heutzutage greifen jedoch immer mehr Menschen anstelle zur Kuhmilch zu pflanzlichen Alternativen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Immer weniger Bundesbürger:innen greifen beim Einkaufen zu Kuhmilch.

  • Aus ethischer Überzeugung heraus kaufen heute mehr Deutsche pflanzlichen Alternativen, wie etwa Soja-, Mandel- oder Hafermilch.

  • Weniger rasant ist der Abwärtstrend der Konsumkurve bei Milchprodukten, beispielsweise bei Käse.

Immer weniger Bundesbürger:innen entscheiden sich beim Einkaufen für Kuhmilch, insbesondere aus ethischer Überzeugung. Stattdessen wird häufiger zu pflanzlichen Alternativen gegriffen. Der Trend ist weniger rasant, wenn es um verarbeitete Milch, etwa Käse geht.

Im Vergleich zum Jahr 2022 ist in Deutschland im 2023 der Absatz von pflanzlicher Milch um 85 Prozent angestiegen, wie Daten von Statista zeigen. Statt Kuhmilch bevorzugen viele pflanzlichen Alternativen auf Hafer-, Mandel- oder Soja-Basis.

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Trinkmilch in Deutschland auf Abwärtstrend

Viele Bundesbürger:innen trinken auch aus reiner Überzeugung weniger oder gar keine Milch mehr. Fachleute sehen in diesem Verzicht mehr als eine kurzlebige Mode: Denn für die Gesellschaft für Konsumforschung sind die "Milchreduzierer" keine Randgruppe mehr.

Von den Zahlen her ist Trinkmilch in Deutschland auf einem stetigen Abwärtstrend. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag 2023 nach Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung bei rund 46 Kilo. Mitte der 1990-er-Jahre waren es der Behörde zufolge noch um die 60 Kilo. Das Statistische Bundesamt führt Deutschland aber noch als größten Produzenten von Kuh­milch in der EU, und die Milchwirtschaft gehört hierzulande zu den umsatzstarken Sektoren der Landwirtschaft.

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Es gibt kaum ein Lebensmittel, das im Preis nicht teurer geworden ist. Nun könnten Fleischprodukte sogar eine eigene Steuerabgabe erhalten: den "Tierwohl-Cent".

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Milch-Verzicht für Tierwohl und Nachhaltigkeit

Der Schwenk von tierischen Produkten zu pflanzlichen Alternativen ist in großen Teilen auf ethische Beweggründe zurückzuführen und keine Trend-Erscheinung. "Wir steuern in Deutschland ganz stark in die Richtung nicht-tierische Grundnahrungsmittel", äußert sich Jana Rückert-John, Professorin für die Soziologie des Essens an der Hochschule Fulda. "Fleisch und alle anderen tierischen Produkte sind in gesellschaftlichen Debatten aus unterschiedlichen Richtungen massiv unter Beschuss geraten." Dabei gehe es um Tierwohl, den CO₂-Fußabdruck, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. "Auf dem Thema ist auch politisch Druck drauf." Der Rückgang von Fleisch- und Milchkonsum hängt für die Forscherin eng zusammen. Wobei für sie ein Unterschied bleibt. "Für Fleisch werden Tiere getötet."

Fleisch und alle anderen tierischen Produkte sind in gesellschaftlichen Debatten aus unterschiedlichen Richtungen massiv unter Beschuss geraten.

Jana Rückert-John, 2024

Themen wie konventionelle Tierhaltung und Hochleistungs-Milchkühe, die ihre Kälbchen nach der Geburt nur wenige Stunden sehen und selbst kaum älter als fünf Jahre werden, beschäftigen nicht nur Veganer. Nach dem jüngsten Ernährungsreport, einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums, achten 80 Prozent der Käufer:innen darauf, wie ein Nutztier lebt.

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Rückert-John: "Ein Phänomen der Wohlstandsgesellschaft"

Doch neben der Konkurrenz aus pflanzlichen Erzeugnissen, hat die Milch noch ein weiteres Problem: "Die Debatte ist auch ein Phänomen einer Wohlstandsgesellschaft", so Rückert-John. Denn in Deutschland gebe es für Milch ausreichend Ersatzprodukte. "Ernährung wird häufiger problematisiert, weil sie nicht mehr allein eine gesundheitliche Dimension hat", ergänzt sie. Es gehe auch um Wertvorstellungen wie Umwelt oder Klima.

"Essen und Trinken sind Grundbedürfnisse - und gleichzeitig so viel mehr", heißt es in der jüngsten Ernährungsstrategie der Bundesregierung. Es gehe um Genuss, Verbundenheit, Tradition, Kultur und Miteinander. Ernährung sei darüber hinaus oft auch Ausdruck "eines Lebensgefühls oder Mittel zur Selbstverwirklichung".

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Verarbeitung von Lebensmitteln macht Probleme unsichtbarer

Jedoch ist von der Zurückhaltung der Käufer vor allem reine Milch betroffen. Weniger stark lässt sich der Abwärtstrend in der Konsumkurve bei Milchprodukten, wie beispielsweise Käse. "Milchprodukte entfernen sich vom Urprodukt. Das ist, als ob ich ein ganzes Tier im Backofen sehe oder Fischstäbchen und Chicken-Nuggets", erklärt Forscherin Rückert-John. Mit der Verarbeitung von Lebensmitteln würden auch Probleme unsichtbarer.

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Von Milch-Verbannung ist die Bundesrepublik weit entfernt. Nach Umfragen für die Gesellschaft für Konsumforschung kaufen fast 93 Prozent der Haushalte weiter H- oder Frischmilch, nur eben weniger.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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