Öl- und Gasimporte
Bericht: EU gibt mehr für russische Energie aus als für Ukraine-Hilfe
- Veröffentlicht: 24.02.2025
- 14:10 Uhr
- Joachim Vonderthann
Die EU hat einem Medienbericht zufolge vergangenes Jahr Öl und Gas im Wert von fast 22 Milliarden Euro von Russland gekauft. Im gleichen Zeitraum gewährte sie der Ukraine lediglich knapp 19 Milliarden Euro an Finanzhilfe - jenseits von humanitärer und militärischer Unterstützung.
Zum dritten Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar sorgt ein Bericht über die Rolle der EU für Aufsehen: Im dritten Jahr der Invasion in der Ukraine hat die Europäische Union nach Schätzungen des Centre for Research on Energy and Clean Air (Crea) russische fossile Brennstoffe im Wert von 21,9 Milliarden Euro gekauft, meldet der "Guardian" am Montag (24. Februar). Diese Summe übersteige die 18,7 Milliarden Euro, die die EU als Finanzhilfe an die Ukraine im Jahr 2024 bereitgestellt hat, heißt es in dem Bericht. Trotz anhaltender Bemühungen, die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu reduzieren, fließe damit weiterhin ein erheblicher Geldbetrag in die Kriegskasse von Wladimir Putin.
Laut Vaibhav Raghunandan, Analyst bei Crea, entspricht der Kauf russischer fossiler Brennstoffe einer finanziellen Unterstützung des Kremls und begünstigt dessen Invasion. Er betont in dem Bericht: "Mit dieser Praxis muss sofort Schluss sein, um nicht nur die Zukunft der Ukraine, sondern auch die Energiesicherheit Europas zu sichern." Die Forscher:innen haben Handelsdaten analysiert, um den weltweiten Verkauf russischer Brennstoffe im dritten Kriegsjahr zu bewerten und prognostizieren auf dieser Basis auch künftige Importe.
Zahlen enthalten keine militärische Finanzhilfe
Im Jahr 2024 gab die EU 39 Prozent mehr für russische Energieimporte aus als sie Finanzhilfe für die Ukraine bereitstellte, wie das Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) berichtet. Diese Zahlen beinhalten keine militärischen oder humanitären Beiträge.
Christoph Trebesch, Ökonom am IfW Kiel, das an der Analyse nicht beteiligt war, sagte dem "Guardian", es bestehe eine eklatante Lücke zwischen der Höhe der von den europäischen Geber-Staaten bereitgestellten Hilfe für die Ukraine und der Höhe der Hilfeleistungen für frühere Kriege. Im Durchschnitt gäben die europäischen Länder weniger als 0,1 Prozent des Bruttoninlandsprodukts pro Jahr aus.
Deutschland als Geberland nicht mehr so spendabel wie früher
"Viele Länder waren in früheren Konflikten großzügiger", so Trebesch. "Deutschland zum Beispiel hat für die Befreiung Kuwaits 1990/91 viel mehr Hilfe mobilisiert und das schneller als für die Ukraine in einem vergleichbaren Zeitraum."
Der Bericht zeigt auch, dass Russland im dritten Jahr seiner Invasion in der Ukraine 242 Milliarden Euro aus dem Export fossiler Brennstoffe eingenommen hat. Russland bezieht bis zur Hälfte seiner Steuereinnahmen aus dem Öl- und Gassektor und hat Strategien entwickelt, um Sanktionen zu umgehen. Ein Drittel der Exporteinnahmen kommt von einer "Schattenflotte" alter und unterversicherter Tanker.
Die EU-Botschafter:innen haben sich kürzlich auf neue Sanktionen gegen diese Schattenflotte geeinigt, um bestehende Schlupflöcher zu schließen. Dazu gehört auch die Verhinderung von Ölimporten über raffinierte Produkte aus Drittstaaten und die Einschränkung von Gaslieferungen durch die Turkstream-Pipeline.
Ein weiterer Aspekt des Berichts ist der Anstieg der Flüssigerdgas-Importe (LNG) aus Russland. Jan-Eric Fähnrich von Rystad Energy erklärt, dass die Rolle von LNG in der EU seit Kriegsbeginn deutlich zugenommen hat. Russland hat sich als zweitgrößter LNG-Exporteur nach Europa etabliert. Der Bericht fordert ein striktes Vorgehen gegen LNG, um die Abhängigkeit von russischer Energie weiter zu reduzieren.
- Verwendete Quellen:
- "The Guardian": "EU spends more on Russian oil and gas than financial aid to Ukraine – report"