Militärische Zusammenarbeit
China positioniert sich im Gaza-Konflikt als Machtfaktor
- Veröffentlicht: 18.07.2025
- 13:28 Uhr
- Damian Rausch
Israels Pläne in Gaza setzen Ägypten unter Druck – China nutzt die Gelegenheit, um sich als neuer Machtfaktor im Nahen Osten zu etablieren.
Das Wichtigste in Kürze
China bietet Ägypten politische Rückendeckung und militärische Zusammenarbeit.
Israels Pläne an der Grenze zu Gaza lösen in Kairo massive Sicherheitsbedenken aus.
Die USA verlieren an Einfluss – Ägypten kritisiert mangelnde Rücksicht auf eigene Interessen.
Während Israel nahe Rafah ein riesiges Lager für Hunderttausende Palästinenser:innen plant, wächst in Ägypten die Sorge vor einer Destabilisierung der eigenen Grenze. Die Pläne gelten in Kairo als Sicherheitsrisiko – und sie eröffnen einer neuen Großmacht den Weg in die Region: China. Laut eines Berichts des "Spiegel" will Peking seinen Einfluss im Nahen Osten strategisch ausbauen – und Ägypten empfängt die Geste mit offenen Armen.
Rafah als tickende Zeitbombe
Israel diskutiert derzeit über eine "Zeltstadt" im Süden Gazas – direkt an der ägyptischen Grenze. In Kairo schrillen die Alarmglocken: Die arabische Zeitung "Asharq al-Awsat" zitiert eine Quelle, die von einer "direkten Bedrohung für Ägyptens nationale Sicherheit" spricht. Der israelische Sender Kanal 13 berichtet, das Projekt werde als "tickende Zeitbombe" wahrgenommen. Auch in Israel regt sich Widerstand: Der frühere Premier Ehud Olmert bezeichnete das Vorhaben als "Konzentrationslager oder Ghetto".
China bietet sich als Friedensstifter an
Premier Li Qiang erklärte bei seinem Besuch in Kairo, Peking wolle gemeinsam mit Ägypten für einen Waffenstillstand und eine politische Lösung eintreten. Der arabische Wiederaufbauplan, den China unterstützt, sieht eine technokratische Selbstverwaltung der Palästinenser vor – im Gegensatz zu Israels Plänen.
Ägyptens Abkehr von den USA
Kairo fühlt sich von den USA im Stich gelassen. Unter Donald Trump wurde der Druck auf Ägypten und Jordanien erhöht, Palästinenser:innen aufzunehmen. Beide Regierungen lehnten das ab – auch aus Furcht vor innenpolitischen Folgen.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah el-Sisi sagte sogar einen geplanten Besuch in Washington ab – aus Sorge, öffentlich unter Druck gesetzt zu werden. Denn US-Präsident Trump hatte Ägypten und Jordanien zuvor aufgefordert, Geflüchtete aus dem Gazastreifen aufzunehmen, und drohte bei Ablehnung mit der Kürzung von Militärhilfen. Für besondere Empörung in der arabischen Welt sorgte Trumps Satz über Fattah el-Sisi: "Wir haben ihnen viel geholfen, und ich bin sicher, er würde auch uns helfen." Die Aussage wurde als Erpressung verstanden.
Geopolitische Neuorientierung
Seit Anfang 2024 ist Ägypten Teil der Brics-Staaten. Die Zusammenarbeit mit China wird seither ausgebaut – auch militärisch: Bei der gemeinsamen Übung "Eagles of Civilization 2025" trainierten die beiden Staaten auf einem Luftwaffenstützpunkt südlich von Kairo erstmals gemeinsam. Sogar über den Kauf hochmoderner chinesischer Tarnkappenjets wird laut Medienberichten verhandelt – ein strategischer Schritt, der die Lufthoheit Israels und der USA in der Region gefährden könnte. Nicht zuletzt deshalb wird die Annäherung Kairos an Peking in Washington und Tel Aviv mit ganz genau beobachtet.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa