Trotz Waffenruhe
Drusen zwischen Syrien und Israel: Gewalt in Suwaida eskaliert weiter
- Veröffentlicht: 16.07.2025
- 13:45 Uhr
- Claudia Scheele
Trotz einer angekündigten Waffenruhe kommt es in der syrischen Provinz Suwaida weiterhin zu massiver Gewalt. Hunderte Menschen wurden seit Beginn der Kämpfe getötet, darunter auch zahlreiche Zivilist:innen.
Die Lage in der südlichen syrischen Provinz Suwaida bleibt angespannt und blutig. Trotz einer zwischenzeitlich verkündeten Waffenruhe sind dort seit Sonntag nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte rund 250 Menschen ums Leben gekommen. Zu den Opfern zählen etwa 130 Angehörige der Regierungstruppen und verbündeter Kämpfer sowie 70 Anwohner:innen der drusischen Gemeinschaft und 20 sunnitische Beduinen. Auch Frauen und Kinder befinden sich unter den Toten.
Eskalierende Kämpfe in Syrien
Die Auseinandersetzungen begannen mit einem Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstraße zwischen Damaskus und Suwaida. Regierungstruppen rückten in die Region vor, um für Stabilität zu sorgen, wie das Verteidigungsministerium in Damaskus erklärte. Zivilist:innen wurden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, doch viele flüchteten aus Angst vor Beschuss und Plünderungen in benachbarte Dörfer. Im Internet kursierende Aufnahmen zeigen Familien, die ihr Hab und Gut zusammenpacken und die Region verlassen.
Die Syrische Beobachtungsstelle berichtete zudem von "Schnell-Hinrichtungen" durch Regierungstruppen und deren Verbündete. In mehreren Dörfern sei Eigentum zerstört, gestohlen oder in Brand gesetzt worden. Geschlossene Straßen verstärken die Sorgen über Versorgungsengpässe bei Lebensmitteln und Medikamenten.
Israelische Reaktion auf Gewalt gegen Drusen
Israel, das sich dem Schutz der drusischen Minderheit verpflichtet fühlt, griff erneut Ziele in Syrien an. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte: "Das syrische Regime muss die Drusen in Suwaida in Ruhe lassen." Sollte Damaskus seine Truppen nicht abziehen, werde Israel die Angriffe auf syrische Truppen intensivieren. Kritisch sieht das Eingreifen Israels der Syrien-Experte Charles Lister. Der jüdische Staat gieße mit seinem Handeln weiter Öl ins Feuer, wird Lister von "Spiegel Online" zitiert.
Am Dienstag schien sich die Lage nach der Verkündung einer Waffenruhe zunächst zu beruhigen. Syriens Verteidigungsminister Marhaf Abu Kasra hatte von einer Einigung mit örtlichen Würdenträgern gesprochen und einen Truppenabzug angekündigt. Doch unmittelbar danach flammte die Gewalt wieder auf, und die Kämpfe dauern weiterhin an.
Chronischer Konflikt in Syrien
Die jüngsten Ereignisse in Suwaida spiegeln die tiefen Spannungen wider, die Syrien seit Jahren prägen. Konfessionell motivierte Gewalt hat in den vergangenen Monaten zugenommen, und die Regierung in Damaskus steht vor der Herausforderung, Stabilität im Land herzustellen. Doch die Mittel, die eingesetzt werden – darunter militärische Gewalt –, verschärfen oft die Situation vor Ort.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London verzeichnete seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs 2011 immer wieder ähnliche Muster: Gewalt eskaliert, Zivilist:innen werden Opfer von Kämpfen, und humanitäre Krisen verschärfen sich. Die Angaben der Beobachtungsstelle gelten als verlässlich, lassen sich jedoch nicht unabhängig überprüfen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "Spiegel Online": "Warum in Suwaida die Gewalt eskaliert"