Ozean warm wie nie
Wegen Nordatlantik-Rekord-Wärme heißer Sommer möglich - aber auch Unwetter
- Veröffentlicht: 16.06.2023
- 18:19 Uhr
- Alicia Müller
Die Folgen des Klimawandels: Die Rekord-Erwärmung des Meeres kann zu einem heißen Sommer in Mitteleuropa führen. Aber auch heftigere Starkregen sind möglich.
Das Wichtigste in Kürze
Der Nordatlantik ist so warm wie nie zuvor. Dies kann auch Auswirkungen auf den Sommer in Mitteleuropa nach sich ziehen.
Ursache ist der menschengemachte Klimawandel.
Luftströmungen des Nordatlantiks begünstigen Extremwetter zudem.
Der Nordatlantik bekommt den Klimawandel in diesem Jahr besonders zu spüren. Noch nie seit Beginn der Satellitenmessungen vor 40 Jahren war der Ozean wärmer. Derzeit beträgt die Durchschnittstemperatur knapp 23 Grad Celsius. Forschern zufolge könnte dies Mitteleuropa einen heißen Sommer bescheren. Gleichzeitig aber auch heftigere Starkregen zur Folge haben.
Die Meeresregion ist Mitte Juni sogar um rund ein Grad wärmer als im Schnitt des Vergleichszeitraums 1982 bis 2011, wie aus Daten der US-Klimabehörde NOAA hervorgeht. Die Temperatur der analysierten Meeresoberfläche vom Äquator bis zur Höhe der Südspitze Grönlands liegt aktuell rund 0,5 Grad über dem bisherigen Rekord für diese Zeit.
Rekord-Temperaturen der Ozeane weltweit - folgt nun ein heißer Sommer?
Überhaupt zeigen der Nordatlantik, aber auch der Großteil der Ozeane weltweit bereits seit März Rekordtemperaturen für den jeweiligen Tag.
"Die Weltmeere haben 90 Prozent der Wärme aufgenommen, die durch die menschengemachten Treibhausgase entstehen", erklärt Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Dadurch seien sie in bis zu 2.000 Meter Tiefe, in wenigen Gebieten auch noch tiefer, deutlich wärmer geworden - mit Folgen nicht nur für die Ökosysteme. Zudem hätten sie ein Viertel des menschgemachten Kohlendioxids aufgenommen.
Ungewöhnliche Winde sorgen für Erwärmung des Atlantiks
Seit April hat sich vor allem der subtropische Bereich des Nordatlantiks stark erwärmt. Ein anhaltendes Tiefdruckgebiet habe dazu geführt, dass mehr warme Luft von Südwesten und weniger kalte Luft von Nordosten in den subtropischen Nordatlantik strömte, sagt Helge Gößling, Klimaphysiker vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven. Zudem hätten sich die Windströmungen in der Region abgeschwächt, was die Oberflächentemperatur ebenfalls erhöhe.
Zugleich gibt es im Moment laut Latif auch im Norden des Nordatlantiks eine Anomalie der Luftströmungen, die zur Erwärmung beitrage. "Das kann eine zufällige Schwankung der Atmosphärenströmung sein, die generell sehr variabel sind", sagt Latif. "Normalerweise haben wir eher Westwinde, nun kamen sie aber aus dem Süden und Osten und versorgen den Norden des Nordatlantiks mit warmer Luft", ergänzt Gößling.
Luftströmungen fördern das Extremwetter
Die Gründe seien unklar. "Generell unterliegen die Luftströmungen über den Weltmeeren großen Zufallsschwankungen, die sich aber auf die Erderwärmung draufsetzen und dann zu besonders hohen Temperaturen führen können", so Gößling. "Der Klimawandel erhöht somit die Wahrscheinlichkeit für Extremwetter."
"Mit bis zu fünf Grad über normal hat sich die Wassertemperatur vor den West- und Südküsten Frankreichs gerade besonders stark erwärmt", sagt Gößling. Die insgesamt warmen Wassertemperaturen im Nordatlantik könnten tendenziell zu einem heißeren Sommer in Mitteleuropa führen bis hinein in den August. Warme Luft nehme zudem mehr Wasser auf, das West- und Südwinde nach Europa tragen könnten. Das fördere Starkregenfälle.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa