Von Tier auf Mensch
Fälle von Hasenpest in Deutschland: Ist eine Infektion beim Menschen gefährlich?
- Veröffentlicht: 19.11.2024
- 18:50 Uhr
- Oliwia Kowalak
In Bayern und anderen Bundesländern wurden Fälle von auf den Menschen übertragbaren Erreger der Tularämie nachgewiesen. Welche vorbeugenden Maßnahmen Bundesbürger:innen gegen die Erkrankung treffen sollten, fasst dieser Beitrag zusammen.
Das Wichtigste in Kürze
In Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern sind in Feldhasen Bakterien der Tularämie nachgewiesen worden.
Die Krankheit gilt als hochansteckend und kann auch auf den Menschen übertragen werden.
Bei Infektionen wird die Hasenpest mit Antibiotika behandelt – selbst ohne Behandlung sind Todesfälle sehr selten.
In Niederbayern hat das Landratsamt Straubing-Bogen einen Fall von Hasenpest gemeldet. Wie die Deutsche Presse-Agentur mitteilt, sei der sehr ansteckende, bakterielle Erreger (Francisella tularensis), der auch als Tularämie bekannt ist, in Aiterhofen bei einem verendeten Feldhasen nachgewiesen worden. Nach Angaben des Bayerischen Landesamt für Gesundheit wurden im Gemeindebereich mehrere tote Feldhasen aufgefunden. Der Erreger ist nach Infektionsschutzgesetz meldepflichtig und dem zuständigen Veterinäramt zu melden.
Auch in anderen Bundesländern, wie Schleswig-Holstein und Niedersachsen, konnte der Erreger festgestellt werden. "Tularämie wurde in diesem Jahr bisher in den Landkreisen Osnabrück, Nienburg, Peine, Schaumburg, Göttingen, Cloppenburg und in der Region Hannover nachgewiesen", teilte Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) "t-online" mit.
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Übertragung der Tularämie
Der die Hasenpest auslösende Erreger Francisella (F.) tularensis wird als Zoonose eingestuft – das bedeutet laut Weltgesundheitsorganisation, dass die Krankheit zwischen Wirbeltieren und Menschen übertragen werden kann. Tollwut oder Tuberkulose sind klassische Beispiele für derartige Erkrankungen.
Die Bakterien können in der Umwelt (Erdboden, Schlamm oder Wasser) wochen- oder monatelang bei null bis zehn Grad Celsius überleben. Sie kommen überwiegend bei wildlebenden Tieren wie Nagetieren, Feldhasen oder Wildkaninchen vor. Aber auch Vögel, Wildwiederkäuer, Amphibien oder Fleischfresser können sich ebenfalls infizieren. Bei der Übertragung spielen meist Stechinsekten und insbesondere Zecken eine Rolle.
Haustiere wie Hunde und Katzen erkranken nur selten, jedoch können sie den Erreger an Menschen weitergeben. Laut Daten des Robert-Koch-Instituts wurden im vergangenen Jahr 100 Fälle humaner Tularämie-Infektionen gemeldet, davon 19 Fälle in Bayern.
Krankheitsverlauf bei Mensch und Tier
Der Erreger gilt als hochansteckend – es reichen bereits zehn bis 50 Bakterien, um eine Infektion über Mund, Nase, Augen oder kleine Hautverletzungen auszulösen. Menschen können sich durch intensiven Kontakt mit erkrankten Tieren oder beim Umgang mit Kadavern anstecken. Daher gilt die Tularämie vorwiegend als Berufskrankheit von Jägern, Köchen, Metzgern oder Tierärzten. Aber auch Infektionen durch Staub sind möglich, indem dieser beispielsweise Träger von Mäusekot mit Hasenpest-Bakterien ist.
Infizierte Tiere zeigen Apathie, Fieber, struppiges Fell, unsicheren Gang, Hautveränderungen oder Abmagerung – bei Hasen und Kaninchen verläuft die Infektion meist tödlich. Sie wirken entkräftet, apathisch und können sogar ihre Scheu vor dem Menschen verlieren.
Menschen zeigen nach drei bis fünf Tagen Inkubationszeit grippeähnliche Symptome mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Mattigkeit. Schlecht heilende Hautwunden, schmerzhafte Lymphknotenschwellungen sowie Erbrechen, Atemnot und Durchfall können Begleiterscheinungen sein. An den Stellen, an denen der Erreger eingedrungen ist, entstehen meist Geschwüre oder Entzündungen. Beim Einatmen der Bakterie kann es zu Husten oder Atemstörungen kommen – Lungenentzündungen sind eine Folge der Infektion über die Luft.
Vorbeugende Maßnahmen können dabei helfen, sich nicht mit dem Erreger anzustecken:
- Vermeidung von ungeschütztem Kontakt mit Wildtieren
- Vermeidung von ungeschütztem Kontakt zu Kadavern von Wildtieren
- Beachtung der Arbeitshygiene beim Umgang mit erkrankten oder toten Wildtieren
- Einhalten der Arbeits- und Küchenhygiene beim Umgang mit Wildbret während der Vorbereitung (Enthäuten, Ausnehmen) und der Zubereitung
- Wildgerichte sollten nur gut durchgegart gegessen werden
- Tragen von Handschuhen und Atemschutzmasken (FFP2/FFP3)
- Abkochen von Brunnenwasser vor dem Trinken
Behandlung der Hasenpest
Laut Angaben des RKI führt die Hasenpest durch den in Europa auftretenden Erreger unbehandelt nur selten zum Tode. Mittels Antikörpernachweis aus dem Blut, aber auch durch Proben von Lymphflüssigkeit, Eiter aus Geschwüren sowie Auswurf kann der Erreger nachgewiesen werden. Die Behandlung erfolgt durch Einnahme von Antibiotika. Dennoch heilt die Erkrankung oftmals von allein aus.
Ein Impfstoff ist in Deutschland laut Angaben des RKI nicht zugelassen. Russland verfügt über einen Impfstoff, der kommerziell verfügbar ist. Die Nebenwirkungen seien relativ mild und vorübergehend. Schwere Nebenwirkungen, insbesondere bleibende Schäden, seien nicht bekannt. In westlichen Staaten werde an Impfstoffen gearbeitet, diese haben jedoch nicht die Stufe der klinischen Prüfung erreicht. Nur für Personen mit besonderen Expositionsrisiko wird die Impfung empfohlen, üblicherweise ist eine Antibiotikabehandlung sofort nach Ausbruch ausreichend.
- Verwendete Quelle:
- Nachrichtenagentur dpa
- t-online.de: "Hasenpest in Niedersachsen: Hier wurde sie festgestellt"
- lgl.bayern.de: Tularämie
- laves.niedersachsen.de: Tularämie (Hasenpest)