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Nach der US-Wahl

Forscher: Fake-News nicht für Trumps Sieg verantwortlich - aber Fakten auch nicht

  • Veröffentlicht: 07.11.2024
  • 18:45 Uhr
  • Claudia Scheele

Donald Trump hat beim Wahlkampf für die US-Wahl 2024 viele Desinformationen verbreitet. Welchen Einfluss diese auf den Ausgang der Präsidentschaftswahl hatten, kann nicht genau gesagt werden. Dabei stellt sich jedoch die Frage, wie Informationen überhaupt noch wahrgenommen werden.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Frage nach der Rolle von Desinformationen im aktuellen US-Wahlkampf beschäftigt Forschende. Die Ergebnisse sind erschreckend, aber leider gleichzeitig nicht sehr aussagekräftig.

  • Grundsätzlich hat sich die Rolle von Fakten und Desinformationen stark verändert.

  • Die Verbreitung von Nachrichten ist nicht mehr auf die klassischen Kanäle beschränkt und kann von verschiedenen Akteuren genutzt werden - zum Vorteil aber auch zum Nachteil.

Donald Trump ist bei der US-Wahl Anfang dieser Woche erneut zum Präsidenten gewählt worden. Sein Wahlkampf bestand oft daraus, Desinformationen zu verbreiten oder verbreiten zu lassen. Bereits seit längerem beschäftigen sich Forscher:innen mit der Frage, welche Rolle Fakten und Desinformationen auf die Politik und unser tägliches Leben haben können. Erschreckend ist vor allem, dass weder das eine noch das andere einen Unterschied macht. So sagt Curd Knüpfer, Associate Professor für politische Kommunikation am Digital Democracy Centre der Süddänische Universität in Odense, der ARD: "Ich würde den Ausgang dieser Wahl so interpretieren, dass Desinformation nicht ausschlaggebend ist, aber auch Fakten sind nicht ausschlaggebend."

Vor allem verweist er dabei auf die Möglichkeit der Informationsbeschaffung in unserer heutigen Zeit. "Man kann jetzt nicht so tun und sagen, dass nun im Jahr 2024 Menschen hinters Licht geführt worden sind und Trump gar nicht das ist, was er sagt." Mehr als richtige Informationen scheint also die Menge der Diskussionsgrundlagen und die Sichtbarkeit in den (sozialen) Medien einen Einfluss auf eine Wahlentscheidung zu haben.

urn:newsml:dpa.com:20090101:240531-935-115654
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Wie wichtig waren Desinformationen im Wahlkampf?

Donald Trump hat während des Wahlkampfes und sogar noch am Wahltag selber ein eher dunkles Bild von den Vereinigten Staaten gezeichnet. Er hat damit gespielt, die Stimmung mit falschen oder irreführenden Behauptungen und Verschwörungsnarrativen aufzuheizen. Mit seinem Sieg sind viele Stimmen, die auf einen vermeintlichen Wahlbetrug hingewiesen haben, bereits verstummt, denn diese falschen Behauptungen wurden maßgeblich von Seiten der Republikaner, Trump-Anhänger:innen und Trump selber angestoßen.

Knüpfer beunruhigt die Tatsache, dass Fakten oder Desinformationen an Wert verlieren. "Vielleicht müssen wir uns jetzt kollektiv ein bisschen an den Kopf fassen und darüber nachdenken, was es bedeutet, wenn das den Wählern egal ist und woher das kommt." Vielmehr scheinen Einflüsse wie Zugehörigkeit, Stereotypen, Narrative und Bedrohungen, die wir durch andere Gruppen empfinden, wichtig zu betrachten.

Im Video: Experte analysiert, was bei Kamala Harris' Wahlkampf schieflief

Trump und Musk in den sozialen Medien - eine geballte Ladung an Posts

Nicht nur Trump hat im Wahlkampf falsche Informationen verbreitet, sondern auch einer seiner Unterstützer hat einige Klicks generiert. Die Postings von Elon Musk haben mehr als 17 Milliarden Aufrufe erhalten. Behauptungen über die US-Wahl konnten in mindestens 87 von seinen Beiträgen von Faktenprüfern als falsch oder irreführend eingestuft werden, mit zwei Milliarden Aufrufen waren diese Beiträge gut sichtbar im Netz. Und keiner dieser Beiträge enthielt auf X eine Community Note, die Falschbehauptungen durch Nutzer:innen markiert oder richtigstellt.

Ein internationales Forscherteam hat in einer über acht Jahre angelegten Studie untersucht, wie Trump im Jahr 2016 als Wahlsieger hervorging. Dabei wurden mehr als 200 Millionen Postings in den sozialen Netzwerken im Zusammenhang mit den US-Wahlkämpfen 2016 untersucht. Die Studie zeigt dabei einen "erheblichen Einfluss von Desinformation auf das politische System" auf. Festgestellt wurde dabei auch, dass sich viele Falschbehauptungen um die Spitzenkandidat:innen drehten.

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Eine Ursache für die immense Verbreitung von Falschbehauptungen liegt in der Informationslandschaft der USA. "Wir haben es in den USA schon seit längerem mit einem medialen Apparat zu tun, der nicht nach den Regeln des professionellen Journalismus funktioniert", erklärt Knüpfer. Das bedeute, "dass die Nachrichten, die Menschen bekommen, nicht unbedingt geprägt sind von den Normen und Werten, die wir mit dem Rundfunkjournalismus oder auch dem Printjournalismus des 20. Jahrhunderts verbinden". Auch Influencer spielen bei der Verbreitung von Informationen eine immer größere Rolle.

Auch das Reuters Institut hat sich mit diesem Thema bereits beschäftigt. Aus ihrem Digital News Report 2024 geht hervor, dass 48 Prozent der Amerikaner:innen ihre Nachrichten aus den sozialen Netzwerken beziehen. Das Vertrauen in die Medien liegt bei nur 32 Prozent, wobei natürlich die Verbreitung von Desinformationen einen großen Einfluss auf diese Wahrnehmung haben und entsprechen ausgenutzt werden kann.

Welche Konsequenzen können wir aus dieser Wahl ziehen?

Jiore Craig, Resident Senior Fellow beim Institute for Strategic Dialogue (ISD), warnt davor, dass "das Vertrauen in die Übermittler von Informationen - oder das Fehlen dessen - inzwischen den Nutzen von Fakten" überwiegt. Desinformationen können also deswegen so weit verbreitet werden, weil sie die Wähler:innen über Kanäle erreichen, die von etablierten Medien und Institutionen noch nicht genügend genutzt werden.

Er redet dabei von "böswilligen Akteuren", die diese Lücke schamlos ausnutzen und wir sich benutzen. Sie schaffen eben ein Misstrauen in die bisherigen Nachrichtenkanäle und nutzen diese Lücken anschließend, um ihre Desinformationen auf fruchtbarem Boden zu säen.

  • Verwendete Quellen:
  • Journal of Business Research: I like, I share, I vote: Mapping the dynamic system of political marketing
  • Reuters Institute: Digital News Report 2024
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