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Naher Osten

Gaza-Helfer bei Luftangriff gestorben: Weltweit scharfe Kritik an Israel 

  • Veröffentlicht: 02.04.2024
  • 23:14 Uhr
  • Kira Born
Die Folgen eines israelischen Luftangriffs in Deir al-Balah, Gazastreifen. Mindestens sieben Menschen wurden beim Angriff auf Fahrzeuge der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet.
Die Folgen eines israelischen Luftangriffs in Deir al-Balah, Gazastreifen. Mindestens sieben Menschen wurden beim Angriff auf Fahrzeuge der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet.© AP

Nach dem Tod von sieben Mitarbeiter:innen der Hilfsorganisation World Central Kitchen kritisiert die internationale Gemeinschaft das Agieren Israels scharf und fordert eine lückenlose Aufklärung der Geschehnisse.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Nach dem israelischen Luftangriff im Gazastreifen, bei dem Mitarbeiter:innen einer Hilfsorganisation getötet wurden, kündigte Israel die Untersuchung der Geschehnisse an.

  • International wurde der Vorfall scharf kritisiert.

  • Premierminister Benjamin Netanjahu übernahm in einer Videobotschaft die Verantwortung und versprach eine umfassende Prüfung des Falles.

Der Tod von ausländischen Helfer:innen im Gazastreifen bei einem israelischen Luftangriff hat international große Empörung ausgelöst. Die Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bestätigte am Dienstag (2. April) den Tod von sieben ihrer Mitarbeiter:innen. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach in einer Videobotschaft von einem "tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen". Man prüfe den Vorfall und werde alles tun, damit er sich nicht wiederhole. International wird der Luftangriff scharf kritisiert und Rufe nach einer gründlichen Untersuchung werden laut.

Im Video: Sieben Mitarbeiter einer Hilfsorganisation sterben bei israelischem Luftangriff

Sieben Mitarbeiter einer Hilfsorganisation sterben bei israelischem Luftangriff

Die sieben Opfer stammten laut der Mitteilung von World Central Kitchen aus Australien, Polen, Großbritannien und den Palästinensergebieten - zudem habe eines der Opfer die amerikanische und kanadische Staatsbürgerschaft. Die Organisation will angesichts des tödlichen Vorfalls ihren Einsatz in der Region sofort stoppen und bald Entscheidungen "über die Zukunft unserer Arbeit treffen".

Israels Angriff ging offenbar auf Terrorverdacht zurück

"Das WCK-Team war in einer konfliktfreien Zone in zwei gepanzerten Fahrzeugen mit dem WCK-Logo und einem ungeschützten Fahrzeug unterwegs", schrieb die Hilfsorganisation. Der Konvoi sei getroffen worden, obwohl man die Fahrt mit der israelischen Armee koordiniert habe. Die Helfer hätten gerade ein Lagerhaus in der Ortschaft Deir al-Balah im zentralen Abschnitt des Gazastreifens verlassen, als sie beschossen worden seien. Dort hätten sie mehr als 100 Tonnen humanitärer Lebensmittelhilfe entladen, die auf dem Seeweg in die Krisenregion gebracht worden sei.

Der israelischen Zeitung "Haaretz" zufolge ging der Angriff auf einen Terrorverdacht zurück. Die Streitkräfte hatten den Angriff mit der Vermutung begründet, ein Terrorist sei mit dem Kovoi unterwegs, berichtete das Blatt unter Berufung auf nicht näher genannte Verteidigungsbeamte. Eine Einheit hatte demnach kurz vor der Einfahrt in die Lagerhalle einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen identifiziert, der beim Verlassen der Halle nicht mehr Teil der Autokolonne gewesen war. Eine Drohne hätte drei Raketen auf die Autos abgefeuert.

Im Mittelmeer sei das Schiff "Jennifer" nach dem Vorfall mit 250 Tonnen Hilfsgütern an Bord aus Sicherheitsgründen zurück zum zyprischen Hafen Larnaka gefahren, bestätigte ein Sprecher des örtlichen Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur.

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Baerbock und Blinken sind schockiert über den Vorfall in Gaza

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock forderte eine Aufklärung: "Die israelische Regierung muss diesen schrecklichen Vorfall schnell und gründlich untersuchen", schrieb die Grünen-Politikerin am Dienstag auf der Plattform X. "Wir fordern die israelische Regierung erneut auf, für funktionierende Maßnahmen zur Konfliktlösung zu sorgen. Solche Vorfälle dürfen nicht passieren."

Ihr amerikanischer Amtskollege Antony Blinken und der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski äußerten sich nach direkten Gespräch mit der israelischen Regierung ähnlich. Die britische Regierung forderte nach dem tödlichen Angriff ebenfalls Aufklärung von Israel und bestellte den israelischen Botschafter in London ein. Die Nachricht sei zutiefst erschütternd, teilte der britische Außenminister David Cameron mit. Berichten zufolge seien auch britische Staatsbürger getötet worden: "Wir arbeiten daran, diese Informationen zu verifizieren, und werden ihren Familien umfassende Unterstützung bieten."

Empörung in den USA

Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, sagte am Dienstag im Weißen Haus in Washington, die US-Regierung sei "empört" gewesen, als sie vom Luftschlag des israelischen Militärs erfahren habe, bei dem Mitarbeiter:innen der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet wurden. Das Weiße Haus erwarte, dass Israel nach der vorläufigen Prüfung des Vorfalls zügig eine tiefergehende Untersuchung durchführe.

"Wir hoffen, dass die Ergebnisse öffentlich gemacht werden und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Kirby. Die US-Regierung habe diese Haltung auch gegenüber Israel "sehr klar" gemacht.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte, US-Präsident Joe Biden habe den Gründer der Organisation, den in den USA lebenden spanischen Starkoch José Andrés, angerufen, um ihm sein Beileid auszusprechen. "Der Präsident hielt es für wichtig, den enormen Beitrag von World Central Kitchen für die Menschen in Gaza und Menschen in aller Welt zu würdigen."

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Unter anderem verurteilte auch Ägypten den Angriff scharf. Das ägyptische Außenministerium sprach in seiner Erklärung von anhaltenden Angriffen Israels auf Organisationen, die im humanitären Bereich tätig seien. Ägypten fordert eine dringende und ernsthafte Untersuchung, um die Verantwortlichen "für diese systematischen und vorsätzlichen Verletzungen der palästinensischen Menschenrechte zur Rechenschaft zu ziehen". 

Israelisches Militär kündigt Untersuchung der Geschehnisse in Gaza an

Der israelische Armeesprecher Daniel Hagari sagte am 2. April, dass die israelische Armee an internationales Recht gebunden sei: "Wir sind verpflichtet, unsere Einsätze gründlich und transparent zu untersuchen", sagte Hagari. "Wir werden eine Untersuchung eröffnen, um diesen schwerwiegenden Vorfall weiter zu prüfen. Dies wird uns dabei helfen, die Gefahr zu verringern, dass sich so ein Vorfall wiederholt." Er sprach dabei von der Untersuchung durch ein unabhängiges und professionelles Expert:innen-Gremium. Ziel sei es der Sache auf den Grund zu gehen und die Ergebnisse transparent zu teilen.

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  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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