Umfrage
Große Mehrheit der Grönländer spricht sich gegen Trumps Expansionspläne aus
- Veröffentlicht: 29.01.2025
- 17:37 Uhr
- Christopher Schmitt
Grönland ist ein politisch selbstverwalteter Teil Dänemarks, doch wenn es nach Donald Trump geht, bald US-amerikanisch. Wie eine aktuelle Umfrage zeigt, hat der Großteil der Einwohner:innen keine Lust auf die Expansionspläne des US-Präsidenten.
Grönland wird kein Teil der USA – zumindest, wenn es nach den Grönländer:innen und nicht nach US-Präsident Donald Trump geht. Einer Umfrage der grönländischen Zeitung "Sermitsiaq" und der dänischen Zeitung "Berlingske" zufolge spricht sich die überwältigende Mehrheit der Insulaner:innen – nämlich 85 Prozent – gegen einen Anschluss an die USA aus. Lediglich sechs Prozent befürworten die Annexion, neun Prozent sind diesbezüglich unentschlossen.
Das Ergebnis der Umfrage weicht stark von Donald Trumps Einschätzung ab, dass die 57.000 Einwohner:innen "zu uns gehören wollen". Mehrfach hat der US-Präsident betont, die an natürlichen Ressourcen reiche Insel an die Vereinigten Staaten angliedern zu wollen. Auf Grönland steht auch eine US-Raumfahrtanlage. Aus dem Weißen Haus vernimmt man nach wie vor optimistische Töne bezüglich der Insel: "Ich glaube, wir werden sie bekommen", so Trump.
Grundsätzlich anders sieht das die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen, die sich mit Repräsentant:innen verschiedener NATO-Verbündeter austauschte, um eine gemeinsame europäische Antwort auf Trumps Expansionspläne zu finden. Auch mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) suchte Frederiksen das Gespräch. "Ich möchte sicherstellen, dass Europa zusammensteht", stellte sie klar. Scholz teilte gegenüber Reporter:innen unmissverständlich mit: "Grenzen dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden. An wen auch immer es geht."
Der Sonderstatus Grönlands
Dänemark übt zum Teil Kontrolle über Grönland aus, allerdings ist die weitgehend autonome Insel nicht Teil der EU. Dennoch besitzt Grönland einen Sonderstatus, der EU-Gelder und Freizügigkeit für Grönländer:innen, die als EU-Bürger:innen angesehen werden, umfasst. Die größte Insel der Erde würde auch unter die in EU-Verträgen verankerte Klausel der gegenseitigen Verteidigung fallen – und andere Mitgliedstaaten im Falle eines "bewaffneten Angriffs auf sein Hoheitsgebiet" zu "Hilfe und Beistand" verpflichten.
Trump schloss den Einsatz militärischer Gewalt nicht aus. Dänemark erklärt unverändert, die Insel stehe nicht zum Verkauf. In einem hitzigen Telefonat mit Frederiksen soll Trump Dänemark gezielte Zöllen angedroht und einen schärferen Ton angeschlagen haben.
Außenminister: Trump hat wichtigen Punkt getroffen
Zwei führende Minister der dänischen Regierung können den umstrittenen Grönland-Aussagen von US-Präsident Donald Trump etwas Positives abgewinnen. Trump sende ein sehr deutliches Signal an Europa, dass die Zeit vorbei sei, in der man sich darauf verlassen könne, dass die USA die sicherheitspolitische Rechnung bezahlen, sagte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen der Zeitung "Politiken".
"Diesen Weckruf halte ich in vielerlei Hinsicht für befreiend", sagte er. "Denn jetzt bekommen wir eine Diskussion über Europas Verteidigungswillen, nicht bloß darüber, inwieweit wir glauben, dass die Amerikaner weiterhin für unsere Sicherheit sorgen werden."
Außenminister Lars Løkke Rasmussen glaubt, dass die turbulente Situation im Zuge von Trumps Begehrlichkeiten am Ende etwas Gutes mit sich bringen könnte. Trump habe bereits in der Vergangenheit häufiger etwas Wichtiges auf den Punkt gebracht, und es komme selten vor, dass seine Aussagen nichts mit der Realität zu tun hätten, sagte Løkke der Zeitung "Berlingske".
- Verwendete Quellen
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa