Immer mehr sterben
Höchststand an Drogentoten in Deutschland - 40 Prozent davon in einem Bundesland
- Veröffentlicht: 29.05.2024
- 15:04 Uhr
- dpa
In Deutschland sterben immer mehr Menschen an Drogenkonsum. Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Anzahl an Drogentoten mehr als verdoppelt.
Inhalt
- Die höchste bisher je registrierte Zahl an Drogentoten
- Konsum von Kokain und Crack besonders angestiegen
- Deutlich mehr Drogentote bei Männern als bei Frauen
- Häufigste Ursache für Todesfälle: Heroin und Morphin
- Mehr Tote im Zusammenhang mit Kokain und Crack
- Mischkonsum wird immer problematischer
- 150.000 Todesfälle durch legalen Drogenkonsum
In Deutschland ist Drogenmissbrauch und in Verbindung damit stehend die Zahl der Rauschgifttoten auf dem Vormarsch. Heute sollen mehr als doppelt so viele Konsument:innen sterben als noch vor zehn Jahren. Eine dramatische Entwicklung.
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Die höchste bisher je registrierte Zahl an Drogentoten
Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist auf ein Rekordhoch gestiegen, so die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Wegen des Konsums illegaler Substanzen starben im vergangenen Jahr 2.227 Menschen und damit 237 mehr als 2022, wie der Bundesdrogenbeauftragte Burkhard Blienert (SPD) in Berlin mitteilte. Dies sei die höchste, bisher je registrierte Zahl.
Die meisten Drogentoten verzeichnete zuletzt Nordrhein-Westfalen, wie der "Merkur" berichtet. Im bevölkerungsreichsten Bundesland wurden fast 40 Prozent aller Fälle registriert (872). Mit deutlichem Abstand folgen Berlin (271) und Bayern (257) vor Niedersachsen (153), Baden-Württemberg (141) und Hessen (119).
Konsum von Kokain und Crack besonders angestiegen
Einen starken Anstieg gab es bei Kokain und Crack. Häufigste Todesursache waren weiterhin Fälle in Zusammenhang mit Heroin. Immer mehr Konsument:innen nehmen vermischt mehrere Drogen. Blienert forderte eine bundesweit stärkere Vorbeugungsarbeit und ein Eindämmen auch von Alkohol und Tabak.
Die Zahlen seien erschreckend und lägen nun etwa doppelt so hoch wie vor zehn Jahren, sagte der Beauftragte der Bundesregierung. "Es ist vieles erhältlich, was stark wirkt, was tödlich wirkt und was in vielen Bereichen im Mischkonsum ganz schnell zu Todesfällen führen kann." Dabei wisse man durch Erfahrungen aus der Praxis, "dass viele Substanzen billiger sind als manches Glas Bier". Gebraucht würden "ganz konkrete Fortschritte bei der Prävention und sozialen Hilfe vor Ort".
Deutlich mehr Drogentote bei Männern als bei Frauen
Unter den 2024 erfassten 2.227 Drogentoten waren 1.844 Männer und 383 Frauen. Das Durchschnittsalter stieg weiter leicht auf gut 41 Jahre. Dabei seien es meist nicht Erstkonsumierende, die im ersten Jahr sterben, erläuterte Blienert. "Das kann passieren durch Überkonsum, durch Unwissenheit." In der Regel seien es aber Menschen, die viele Jahre im Hilfesystem älter werden konnten. Hinter den Zahlen verberge sich unendliches Leid für Betroffene, ihre Familien und das Umfeld.
Häufigste Ursache für Todesfälle: Heroin und Morphin
Häufigste Ursache für Todesfälle waren weiterhin Heroin und Morphin. Die Zahl der Toten ging nun aber leicht von 749 auf 712 zurück. Bezogen auf alle Substanzen gibt es generell eine hohe Dunkelziffer, wie der Beauftragte deutlich machte. "Ich befürchte, dass es in der Realität noch mehr Drogentodesfälle gibt - wir haben viel zu wenige toxikologische Gutachten und Obduktionen." Obduziert wurden in den Ländern 2023 demnach 1167 Tote, es gab 882 Gutachten.
Mehr Tote im Zusammenhang mit Kokain und Crack
Deutlich mehr Menschen starben in Zusammenhang mit Kokain und Crack. Die Zahl der Toten stieg nach den Daten der Landeskriminalämter im vergangenen Jahr auf 610 nach 507 im Jahr zuvor. Hintergrund sei auch, dass seit einigen Jahren in Häfen in Europa große Mengen Kokain gefunden würden. Diese "Schwemme" habe Auswirkungen auf das Angebot, sagte Blienert. Bei Crystal Meth (Metamphetamin) stieg die Zahl der Gestorbenen auf 122 nach zuvor 47 Fällen.
Mischkonsum wird immer problematischer
Zu einem immer größeren Problem wird der Konsum verschiedener illegaler Substanzen nebeneinander. Bei 1.479 der 2.227 Drogentoten gab es nun einen solchen Mischkonsum, das waren 34 Prozent mehr als 2022. Teils gebe es einen "Abriss" in der Unterstützung, sagte Blienert. Konsument:innen besorgten sich dann auch auf dem Schwarzmarkt Stoffe, von denen man nicht wisse, was drin ist.
150.000 Todesfälle durch legalen Drogenkonsum
"Wenn wir über 2.227 Tote durch den Konsum illegaler Drogen reden, müssen wir gleichzeitig auch über 150.000 Tote durch den Konsum von Tabak und Alkohol reden", sagte der Beauftragte. Für Tabak und Alkohol müssten endlich Einschränkungen beim Sponsoring und Marketing kommen. Abgeschafft gehöre auch, dass Kinder ab 14 Jahren in Begleitung Erwachsener Alkohol trinken dürfen. Dass die teilweise Legalisierung von Cannabis zu einer deutlichen Veränderung bei den Drogentoten insgesamt führt, erwartet Blienert nicht. Man könne nun aber mehr in Prävention und Jugendschutz einsteigen und den Schwarzmarkt zurückdrängen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa