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Euro für Kroatien

Zum 1. Januar: Kroatien führt den Euro ein

  • Aktualisiert: 26.12.2022
  • 13:32 Uhr
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Die neue kroatische Euro-Münze mit dem Bild des Wissenschaftlers Nikola Tesla wird in der kroatischen Zentralbank ausgestellt. 
Die neue kroatische Euro-Münze mit dem Bild des Wissenschaftlers Nikola Tesla wird in der kroatischen Zentralbank ausgestellt. © Armin Durgut/AP/dpa

Kommt mit dem Euro auch der "Teuro"? Ab dem 1. Januar 2023 wird Kroatien der 20. Eurostaat. In der Tourismusbranche sieht man der neuen Währung positiv entgegen; viele Menschen befürchten aber steigende Lebenshaltungskosten.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Am 1. Januar 2023 führt Kroatien den Euro ein.

  • Zugleich tritt das EU-Mitglied in die grenzkontrollfreie Schengen-Zone ein. 

  • Während die Tourismusbranche der Entwicklung positiv entgegensieht, befürchten viele höhere Kosten.

Zum neuen Jahr führt das EU-Land Kroatien den Euro ein. Die bisherige Landeswährung Kuna wird damit abgelöst. Gleichzeitig tritt das Land an der Adria auch der grenzkontrollfreien Schengen-Zone bei.

Bis zum 14. Januar besteht eine Übergangsfrist, in der noch in beiden Währungen bezahlt werden kann. Kuna aus dem letzten Urlaub können bis Ende 2023 bei Banken in Kroatien gebührenfrei umgetauscht werden.

Wo einige darin Vorteile sehen, befürchten andere herbe Nachteile.

Hohe Erwartungen im Tourismus

Für Millionen Urlauber aus Deutschland bedeutet dies eine doppelte Erleichterung: Es muss kein Geld mehr getaucht werden; Wechselkursverluste werden erspart.

16 Millionen ausländische Urlauber, darunter 3,4 Millionen Deutsche, besuchten in den ersten elf Monaten im Jahr 2022 das Land an der Adriaküste. Beliebt ist das Land auch bei Österreichern, Slowenen und Polen. Der Fremdenverkehr hat hohe Erwartungen an die neue Währung, denn Kroatien lebt stark vom Tourismus.

Das Reisen wird künftig einfacher. Kontrollen an den Grenzen zu Slowenien und Ungarn sowie bei den Fähren nach Italien fallen weg. Stundenlange Wartezeiten an den Grenzübergängen wird es in Zukunft nicht mehr geben.

Um die Symbolwirkung zu unterstreichen, kommt sogar EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Neujahrstag zum slowenisch-kroatischen Grenzübergang Obrezje-Bregana.

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Euro als Inflationstreiber oder Stabilitätsanker?

Die Euro-Einführung in Kroatien ist von weltwirtschaftlichen Verwerfungen geprägt: Russlands Krieg in der Ukraine, hohe Energiekosten und Lieferengpässe als Folge der Corona-Pandemie treiben die Inflation an.

Mit 13,5 Prozent lag die Teuerungsrate in Kroatien im November etwas über dem EU-Schnitt von 10,1 Prozent. Die Einmalwirkung durch die Euro-Einführung bezifferte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis aufgrund früherer Erfahrungen auf 0,1 bis 0,3 Prozentpunkte. Mittelfristig werde sich das aber durch niedrigere Währungsumrechnungskosten und niedrigere Zinssätze ausgleichen. Prognosen zufolge soll die Inflation 2023 auf 5,7 Prozent sinken.

Doch was Urlauber mit dem Wegfall der Wechselgebühren gewinnen, das verlieren Kroatiens Banken. Nach Expertenschätzung werden die Gewinneinbußen 1,4 Milliarden Kuna (umgerechnet 185 Millionen Euro) ausmachen.

Ökonomen zufolge werden die Vorteile mittel- und langfristig jedoch überwiegen: Der Euro bedeutet für Kroatien mehr Widerstandskraft gegen äußere Schockwirkungen und besseren Zugang zu Finanzmärkten.

So sehen Kroatiens Bürger dem Euro entgegen

Die Beliebtheit der Euro-Einführung hält sich in Grenzen: Laut einer Umfrage vom April 2022 sind 55 Prozent der Bürger:innen für de Euro. 42 Prozent lehnen ihn jedoch ab.

Dabei leben die Kroaten seit Jahrzehnten mit einem doppelten Währungssystem: In den 1970er-Jahren sind viele Gastarbeitende in den Westen - häufig nach Deutschland – gezogen. Urlauber wiederum strömten in Massen an die Adria. Seitdem ist es üblich, Immobilien, Autos oder andere hochpreisige Güter zunächst in D-Mark und später in Euro zu bezahlen.

Auf das eigene Geld, früher den jugoslawischen, dann den kroatischen Dinar und schließlich die Kuna, blickte man eher mitleidig herab. Das war das Geld für den täglichen Einkauf.

Kroatien gehört seit 2013 der Europäischen Union an. Seitdem genießen alle Unionsbürger:innen dort Freizügigkeit: Sie können in dem Land arbeiten, studieren und genießen ähnliche Rechte wie die knapp vier Millionen kroatischen Staatsangehörigen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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