Erste Sozialwohnungen bezugsfertig
Nordrhein-Westfalen: Per 3D-Drucker raus aus der Wohnungsnot?
- Veröffentlicht: 11.12.2024
- 17:05 Uhr
- Stefan Kendzia
Futuristisch mutet es an, wenn ein riesiger Druck-Roboter Betonschicht für Betonschicht ganze Häuser errichtet. Doch kann so auch bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden? NRW probiert es aus.
Sechs Mieter:innen und ihre Familien können in Lünen (Kreis Unna) in Deutschlands erste Sozialwohnungen aus dem 3D-Drucker einziehen. Die Schlüssel für die im innovativen Betondruckverfahren entstandenen Wohnungen in dem öffentlich geförderten Mehrfamilienhaus übergab NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) nach knapp eineinhalbjähriger Bauzeit an die neuen Mieter:innen.
Nur 118 Stunden und das Haus war ausgedruckt
Die ersten beiden Geschosse des Sechsparteien-Hauses sind mit einem riesigen Betondrucker errichtet worden, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mitteilt. Dessen gewaltige Düse trägt computergesteuert speziellen Beton in zentimeterdicken Schichten auf. Dafür brauchte der Drucker nach Angaben des Ministeriums insgesamt 118 Stunden reine Druckzeit, was gegenüber konventionellen Verfahren eine enorme Zeitersparnis bedeute.
Bauwirtschaft als auch schwächelnder Wohnungsbau treiben Mietpreise
Und Zeit kostet enorm viel Geld und ist knapp. Gerade in Nordrhein-Westfalen fehlt es an bezahlbarem Wohnraum. Grund für die Krise seien die stark gestiegenen Zinsen und Baukosten, wie WDR mitteilt. Immer mehr trauen sich nicht mehr zu investieren und stornieren zum Teil bereits geplante Vorhaben. Sowohl Bauwirtschaft als auch schwächelnder Wohnungsbau sorgen für Mietpreissteigerungen in NRW. Vor allem bei Neuvermietungen ist das zum Teil eklatant.
Mietpreis auf maximal sechs Euro pro Quadratmeter gedeckelt
Ein Haus aus dem Drucker kommt da gerade recht. Der Bau einer solchen Immobilie geht rasant und vor allem günstiger. Das zeigt sich auch beim jetzt bezugsfertigen Projekt in Lünen, bei dem sich das Land mit 1,3 Millionen Euro aus dem Programm der öffentlichen Wohnraumförderung beteiligt hat. Im Gegenzug ist der Mietpreis auf maximal sechs Euro pro Quadratmeter gedeckelt.
Außerdem sind die sechs Wohneinheiten für Menschen mit geringem Einkommen reserviert. Zusätzlich haben der Bauträger und eine örtliche Wohnungsbaugenossenschaft rund zwei Millionen in das Wohnhaus investiert. Mit dem Projekt will NRW das Potenzial des 3D-Druck-Verfahrens im Bereich des sozialen Wohnungsbaus ausloten und standardisierte Vorgehensweisen entwickeln, die Folgeprojekte ermöglichen sollen.
3D-Druck als Bauverfahren in Deutschland noch in Pilotphase
Allzu hohe Erwartungen sollte man aber nicht haben: "Noch ist der 3D-Druck als Bauverfahren in einer Pilotphase und wird lediglich als Nischenlösung für spezielle Projekte eingesetzt", wie Beate Wiemann, Hauptgeschäftsführerin des Bauindustrie-Verbands NRW, vom WDR zitiert wird.
"Im nächsten Schritt müssen Langzeiterfahrungen gewonnen werden." Immerhin könnte der 3D-Druck aus Sicht des Bauindustrie-Verbands "in Zukunft eine wachsende Rolle einnehmen". Dabei könnte man in Deutschland durchaus von China, den Niederlanden und den USA lernen. Denn in diesen Ländern wird die Erstellung von Häusern mittels 3D-Drucker bereits seit Jahren erfolgreich verwirklicht.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa