Ausland
So reagiert das Ausland auf die deutschen Krisen
- Veröffentlicht: 30.12.2024
- 12:14 Uhr
- Christina Strobl
Deutschland hat aktuell mit vielen Krisen zu kämpfen. Das geht am Ausland nicht spurlos vorüber.
Das Wichtigste in Kürze
In vielen europäischen Medien ist von Deutschland als dem "kranken Mann Europas" die Rede, worauf sich hauptsächlich auf die Wirtschaft bezogen wird.
In Griechenland wird Deutschland als ein "sinkendes Schiff" bezeichnet.
In Russland wird die das Platzen der Ampel-Regierung kaum zur Kenntnis genommen, während sich China Angela Merkel zurückwünscht.
Ampel-Fiasko, Dauer-Streit in der Regierung und die Entlassung des Finanzministers: Für Deutschland war es kein einfaches Jahr. Das ist auch am Ausland nicht vorübergegangen.
"Deutschland ist kaputt"
Wo Deutschland einst als der Musterschüler und wirtschaftlicher Motor Europas galt, wird jetzt gespottet: Griechische Medien bezeichnen die Bundesrepublik als den "kranken Mann Europas". Auch von einem "sinkenden Schiff" liest man. Ein Blogger brachte es kurz und bündig mit einem Post auf den Punkt, in dem es hieß: "Deutschland ist kaputt." Davon berichtet das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" unter Berufung auf Berichte von Mitarbeiter:innen. Neben des Spotts, soll in Griechenland jedoch keine Häme aufkommen, heißt es darin beispielsweise weiter. Und das aus einem Grund: Deutschland ist zu wichtig, für die Griech:innen - und das nicht nur als Geldgeber, sondern vor allem auch aufgrund der aktuellen globalen Herausforderungen, die auf Europa zurollen, oder den Kontinent bereits überrollt haben.
Keine "la Schadenfreude" in Frankreich
Die französischen Medien meinen es da besser mit ihrem Zeugnis: Denn anders als in Frankreich, stehe es in Deutschland auch nach dem Platzen der Regierung nicht infrage, wann und dass eine neue Regierung gewählt würde, wie der Experte für deutsch-französische Beziehungen, Paul Maurice, in einer Debatte beim Radiosender "RFI" zugab. Auch die anderen Baustellen, die der deutschen Bevölkerung zu schaffen machten, wie etwa der zunehmende Populismus, die Wirtschaftskrise oder auch die Krise in der Automobilindustrie, werden in der französischen Presse nicht ausgeschlachtet. Von "la Schadenfreue" gäbe es keine Spur, so die Paris-Korrespondentin Birgit Holzner zum "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
Für Spanien und Großbritannien geht es um die Wirtschaft
Während man in Großbritannien der Wirtschaftskrise für die Probleme in Deutschland verantwortlich macht, äußert Spanien Ambitionen, Deutschland seinen Ruf als "Lokomotive Europas" wegnehmen zu wollen. Denn der spanische Wirtschaftsminister Carlos Cuerpo glaubt: "Spanien wird der Wachstumsmotor unter den großen europäischen Volkswirtschaften sein, nicht nur kurzfristig, sondern auch in Zukunft." Neben Frankreich gilt die Bundesrepublik als wichtigster Exportmarkt und auch ohne die deutschen Tourist:innen sähe es in dem südeuropäischen Land ganz anders aus, denn sie lassen neben den Briten das meiste Geld dort.
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In den USA kommen die Neuigkeiten erst langsam an
Auf der anderen Seite des Atlantiks sieht es wieder anders aus. Denn wie so oft ist den USA der Schein wichtiger als das Sein. Dass es in Deutschland aktuell nicht so rund läuft, wie noch in den vergangenen Jahren, sei in den Köpfen der Amerikaner:innen wohl noch nicht gänzlich angekommen, heißt es in dem Bericht. Lediglich die "New York Times" bereite ihre Leser:innen sachte darauf vor, dass dieses Bild der Vergangenheit angehöre, so der USA-Korrespondent Karl Doemens aus Washington.
Russland: Ampel-Krise kaum zur Kenntnis genommen
Auch in Russland ist vor allem von der Regierungskrise in Berlin nicht wirklich die Rede. Dies läge jedoch daran, dass es dort bisher kaum jemand mitbekommen hat, dass Olaf Scholz (SPD) womöglich bald nicht mehr Kanzler ist. "Die politische und wirtschaftliche Krise, in die Deutschland durch das Zerbrechen der Ampelkoalition Anfang November und die prognostizierte Rezession für 2024 geraten ist, wird in Russland kaum zur Kenntnis genommen", so der Russland-Korrespondent des "Redaktionsnetzwerks". Generell würden die russischen Medien die Baustellen in der Bundesrepublik überwiegend sachlich sehen, heißt es weiter. Es sei denn, die Rede ist von den Sanktionen gegen das Land und die Folgen, die sich daraus ergaben. Kommen die russischen Medien darauf zu sprechen, so ist der allgemeine Tenor, dass sich Deutschland mit seinen Sanktionen ins eigene Fleisch geschnitten habe.
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China will Merkel zurück
In China gibt man die Schuld an Krisenherd Deutschland vor allem Kanzler Scholz. So postete ein chinesischer User auf einem sozialen Netzwerk beispielsweise "Kann Tante Mo nicht einfach zurückkommen?“ und spielte dabei auf den eigens für Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkels chinesischen Spitznamen an. Für die Chinesinnen und Chinesen steht die ehemalige Kanzlerin für eine Zeit, als die deutsche Wirtschaft noch brummte, sprich: als die Beziehungen mit China noch harmonisch waren, heißt es vom "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
- Verwendete Quellen:
- "Redaktionsnetzwerk Deutschland": "Darüber lacht die Welt? Wie das Ausland auf die deutsche Krise blickt"