Streit um Rechtschreibung
Strengere Regelung in Sachsen: Gendern wirkt sich negativ auf Schulnoten aus
- Aktualisiert: 07.08.2024
- 17:22 Uhr
- Lisa Apfel
Gendern ist nicht nur ein Fehler, sondern führt auch zu Punktabzug: So will es Sachsen im neuen Schuljahr handhaben. Auf die Neuerung folgt prompt Gegenwind.
Das Wichtigste in Kürze
Das Thema Gendern führt oft zu hitzigen Debatten.
Ob Schüler:innen in Arbeiten gendern dürfen, da ist sich die deutsche Bildungspolitik noch uneins.
Sachsen jedenfalls sagt entschieden "Nein" und verschärft nun die Regeln.
Ob Sternchen oder Doppelpunkt: Gendern ist regelmäßig Debatten-Thema in der deutschen Spitzenpolitik.
In Sachsens Klassenzimmern greift hier nun eine besonders strenge Regelung: Wer in Schularbeiten gendert, soll ab diesem Schuljahr 2024/2025 schlechter bewertet werden, teilte das sächsische Kulturministerium mit.
Sachsens Kultusminister zufrieden, Landes-Grüne wettern
Der Rat für deutsche Rechtschreibung betone, "dass Sonderzeichen im Wortinneren […] die die Kennzeichnung aller Geschlechtsidentitäten vermitteln sollen, nicht zum Kernbestand der deutschen Orthografie gehören", so das Ministerium.
Diese Festlegung bedeute in einem amtlichen Regelwerk, dass Gendern "eben nicht nur als Fehler anzumerken ist, sondern auch in der Benotung bei den Schreibleistungen zu berücksichtigen ist", sagte Kultusminister Christian Piwarz (CDU) MDR Sachsen.
Gegenwind kommt von den Grünen, ihres Zeichens Koalitionspartner der CDU: "Als Bündnisgrüne stellen wir uns ganz klar gegen Sprachverbote und für die freie Wahl des Ausdrucks", stellte etwa die Vorsitzende der Chemnitzer Grünen, Coretta Storz, klar und monierte: "Es ist falsch und rückschrittlich, dass das Kultusministerium mit dem Genderverbot Schüler*innen in ihren Freiheiten einschränkt."
Auch der Landesschülerrat ist alles andere als begeistert: "Für uns ist das ein Unding. Menschen, die gendern wollen, sollen das machen dürfen und nicht dafür bestraft werden", sagte die Landesvorsitzende Amy Kirchhoff MDR Sachsen.
Sachsen fährt schon länger harten Gender-Kurs
Der Sächsische Lehrerverband (SLV) sieht wiederum sowohl positive als auch negative Faktoren der neuen Regelung. So sagte Deutschlehrer René Michel MDR Sachsen, man freue sich einerseits über die Klarstellung, weil man wisse, was man nutzen dürfe und was nicht. Gleichzeitig bedeute es einen Eingriff "in unsere pädagogische Freiheit", so der SLV-Landesvize.
Auch zuvor hatte Sachsen beim Thema Gendern bereits hart durchgegriffen: Vor drei Jahren hatte das Kultusministerium verfügt, dass für offizielle Schreiben, Briefe an Eltern und Unterrichtsmaterialien Sonderzeichen für eine geschlechtsneutrale Sprache nicht erlaubt seien, berichtet MDR Sachsen weiter. Im vergangenen Jahr wurde das auf Vereine, Verbände und Stiftungen, die für das Ministerium tätig werden, ausgeweitet. Kritik hatte es schon damals gegeben.
Im Video: Abiturprüfungen in Hessen - Punktabzug für gendersensible Sprache
- Verwendete Quellen:
- "Spiegel": Wer in Schularbeiten gendert, bekommt Punktabzug