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Zahl der Ehrenamtlichen konstant

Tafeln: Lebensmittelspenden nehmen massiv ab - doch immer mehr Menschen haben Bedarf

  • Veröffentlicht: 05.07.2023
  • 17:36 Uhr
  • Clarissa Yigit
Die Tafeln in Deutschland bekommen immer mehr Kund:innen, aber immer weniger Lebensmittelspenden.
Die Tafeln in Deutschland bekommen immer mehr Kund:innen, aber immer weniger Lebensmittelspenden.© Foto: Daniel Vogl/dpa

Immer mehr Menschen sind auf Lebensmittel von den Tafeln in Deutschland angewiesen. Allerdings haben sich die Nahrungsmittelspenden in diesem Jahr nahezu halbiert.

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Die Tafeln in Deutschland befinden sich angesichts gestiegener Bedürftiger unter Druck. So sei auf der einen Seite die Zahl der Kund:innen angestiegen und auf der anderen Seite die Abgabebereitschaft der Supermärkte gesunken.

Nun hätten bereits ein Drittel der 175 Tafeln in Nordrhein-Westfalen (NRW) – dem größten Tafel-Landesverband Deutschlands – einen Aufnahmestopp oder Aufnahmebegrenzungen verhängt. In Bayern denke man bereits darüber nach.

Als einen "Ausnahmezustand bei der Verteilung von Lebensmitteln" beschreibt der Vorstandsvorsitzende des Landesverbandes Schleswig-Holstein und Hamburg, Frank Hildebrandt, die Situation gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND).

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Mehr Bedürftige – weniger Lebensmittelspenden

Wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf den nordrhein-westfälischen Landesverband mitteilt, sei aufgrund des Ukraine-Krieges die Zahl der Bedürftigen in NRW von 350.000 auf 600.000 gestiegen.

Supermärkte hingegen würden ihre Lebensmittel sparsamer einkaufen und diese dann kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums mit starken Preisabschlägen verkaufen, statt abzugeben, erläutert Vize-Landesvorsitzende des Tafelverbandes NRW, Petra Jung.

Dies bestätigt auch Peter Zilles, Vorsitzender des Landesverbands Tafel Bayern und fügt hinzu, dass die Lebensmittelhändler immer häufiger auf digitale Bestellsysteme zurückgreifen würden, um so die Bestellmengen besser an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Um rund 50 Prozent seien die Spenden an Lebensmitteln in diesem Jahr bereits gesunken.

Insbesondere "Foodsharing"-Initiativen, die aus Klimaschutzgründen überschüssige Lebensmittel einsammelten und an alle – ohne Bedürftigkeitsprüfung – abgäben, stünden in Konkurrenz mit den Tafeln.

Ein weiterer Punkt sei, dass die Zahl der Ehrenamtlichen nahezu konstant geblieben sei, erklärt Anna Verres, Sprecherin des Bundesverbands der Tafeln, gegenüber dem RND. "Alle unsere Helfer arbeiten an der absoluten Belastungsgrenze – sowohl psychisch als auch körperlich. "

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Tafeln in NRW hoffen auf Unterstützung des Landes

Ende Februar ist die Landesförderung in NRW in Höhe von insgesamt 740.000 Euro ausgelaufen. Diese unterstützte sieben Verteilungslager und eine Geschäftsstelle in Neuss. Geld fließe aber dennoch. So habe der Landesverband in diesem Jahr für den Betrieb der regionalen Tafel-Logistik-Zentren erneut rund 260.000 Euro aus Haushaltsmitteln des Sozialministeriums erhalten.

"Das Land lässt uns nicht hängen", ergänzt Petra Jung und hofft auf eine neue längerfristige Finanzierung oder eine Verstetigung des Zuschusses im Haushalt. Derzeit werde bereits geprüft, inwieweit dies mittel- und langfristig umgesetzt werden könne.

NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) ergänzt: "Die Unterstützung der Tafeln und des dort geleisteten solidarischen Engagements ist mir ein besonderes Anliegen. Deswegen greifen wir die Tafeln in Nordrhein-Westfalen in der aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Lage mit einmaligen finanziellen Leistungen unter die Arme. Mein Ziel ist aber, die Förderung zu verstetigen. "

Von Donnerstag (6. Juli) bis Samstag (8. Juli) findet in Mannheim ein Bundestafeltreffen statt. Bei der Jahreshauptversammlung der Orts- und Landesverbände der Tafeln werde auch ein neuer Bundesvorstand gewählt.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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