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Tief im Inneren der Erde

Überraschender Fund in der Plattentektonik: "Versunkene" Welten entdeckt?

  • Veröffentlicht: 08.01.2025
  • 16:30 Uhr
  • Stefan Kendzia
Die innere Struktur der Erde kann durch Seismogramme ermittelt werden. (Symbolbild)
Die innere Struktur der Erde kann durch Seismogramme ermittelt werden. (Symbolbild)© alswart - stock.adobe.com

Dass die Erde im äußeren Erdmantel aus verschiedenen tektonischen Platten besteht, die auseinanderdriften, sich aufeinander zubewegen, zusammenstoßen, sich reiben oder wegdriften, ist kein Geheimnis. Jetzt wollen Geolog:innen allerdings Anomalien unterhalb der bekannten Platten entdeckt haben. Eine Sensation?

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Inhalt

Bisher wussten wir, dass wir auf der Erde auf tektonischen Platten leben, die ständig in Bewegung sind. Dass es unter diesen Platten noch eine weitere, "versunkene" Welt mit weiteren Platten gibt, das soll nun ein Computermodell sichtbar gemacht haben. Problem an der ganzen Geschichte ist, dass dies gar nicht der Fall sein dürfte.

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Weitere Gesteinszonen unterhalb der bekannten tektonischen Platten

Geophysiker:innen der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH Zürich) stellen eine faszinierende Entdeckung vor: Unter den uns bekannten tektonischen Platten sollen Gesteinszonen existieren, die kälter oder anders zusammengesetzt sind als das umgebende Gestein. Eine Sensation - denn dies würde auf "versunkene" Welten unter dem Pazifik hindeuten und das bisherige Verständnis von Plattentektonik infrage stellen.

Eine durchaus schwierige, wenn nicht fragwürdige Entdeckung. Schließlich ist es bisher nicht möglich, ins Innere der Erde zu blicken oder so tief zu bohren, um "Gesteinsproben aus dem Erdmantel zwischen der Lithosphäre und dem Erdkern zu holen oder dort Temperatur und Druck zu messen", wie auf der Webseite der ETH zu erfahren ist. Einzige Möglichkeit: Der Einsatz von indirekten Methoden wie Seismogrammen. Damit ist es möglich, die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Erdbebenwellen zu ermitteln und darüber dann die innere Erd-Struktur zu berechnen.

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Mit Seismogrammen Anomalien auf der Spur

Sobald die Erde bebt, breiten sich vom Epizentrum Wellen aus. Und das in alle möglichen Richtungen. Auf ihrem Weg stoßen die Wellen nun auf unterschiedliche dichte Materialien, durch die sie gebrochen, gebeugt oder reflektiert werden. Was dann letztendlich in den seismografischen Stationen ankommt, wird aufgezeichnet und dient Geophysiker:innen dazu, Rückschlüsse auf Struktur und Beschaffenheit der Erde zu ziehen und Vorgänge im Inneren unseres Planeten zu untersuchen.

Eben diese seismischen Aufzeichnungen führen laut einer in "Scientific Reports" veröffentlichten Studie zu der Erkenntnis, dass es unter den bekannten tektonischen Platten noch weitere, versunkene Platten geben soll. Und zwar immer da, "wo zwei Platten aufeinandertreffen und die eine unter die andere ins Erdinnere abtaucht." Das war bisher der Kenntnisstand.

Jetzt will man mit einem neuen, hochauflösenden Modell sogar Reste von untergetauchten Platten gefunden haben, die an Orten liegen, an denen sie niemals hätten vorkommen sollen: Die neuen Zonen befinden sich in Gebieten, in denen es in jüngerer Zeit keine Subduktion (Absenkung) gegeben haben sollte, wie etwa im Inneren von Kontinenten und unter großen ozeanischen Regionen. Also weit von Plattengrenzen entfernt. Die nun gefundenen Platten zeigen ein völlig anderes Erdbebenwellenverhalten als bisher angenommen.

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Aus welchem Material bestehen die gefundenen Zonen?

"Wir haben entdeckt, dass diese Bereiche, die wie Überreste subduzierter Platten aussehen, im Erdmantel viel weiter verbreitet sind als wir je dachten", wie "Tech Explorist" den Erstautor der Studie und Doktorand am Geologischen Institut der ETH Zürich, Thomas Schouten, zitiert.

Das Forscher:innenteam kann allerdings noch nicht sagen, welches Material in diesen Zonen vorhanden ist. Daher müssen die Wissenschaftler:innen über ihren Ursprung und ihre Bedeutung weiterhin rätseln. "Wir sehen diese Anomalien überall im Erdmantel, wissen aber immer noch nicht, welches Material diese Muster erzeugt", erklärt Schouten. "Das ist unser Dilemma."

"Um diese Anomalien vollständig zu verstehen, müssen wir noch bessere Modelle entwickeln, die tiefer in das Erdinnere vordringen können", sagt Schouten. Die Wellen, die derzeit zur Erstellung ihrer Modelle verwendet würden, gäben in erster Linie Auskunft über die Geschwindigkeit, mit der sie sich durch die Erde bewegen. Doch enthülle das nicht "die volle Komplexität des Erdmantels". Nun müsse man herausfinden, "welche Materialeigenschaften für die beobachteten Wellengeschwindigkeiten verantwortlich sind". Es müsse das Material hinter den Wellen verstanden werden.

  • Verwendete Quellen:
  • Tech Explorist: "Gibt es verlorene Welten im Erdinneren?"
  • Scientific Reports: "Full-waveform inversion reveals diverse origins of lower mantle positive wave speed anomalies"
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