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Kaum konkrete Antworten 

Viele Lügen, viel Spott: Trump teilt bei CNN-Interview aus

  • Aktualisiert: 11.05.2023
  • 11:05 Uhr
  • Nelly Grassinger

In einem seltenen Interview beim US-Sender CNN holte Donald Trump mal wieder zum Rundumschlag aus. Er wiederholte zahlreiche bereits als falsch widerlegte Behauptungen - und teilte gegen die Moderatorin aus.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Normalerweise wirft Donald Trump dem Sender CNN "Fake News" vor.

  • Nun hat ihn der frühere US-Präsident als Plattform für seinen Wahlkampf genutzt.

  • Trump wiederholte viele Behauptungen, darunter zur gestohlenen Wahl und, dass er den Ukraine-Krieg innerhalb 24 Stunden beenden könnte.

Es war ein seltener Auftritt: Donald Trump stellte sich bei CNN den Fragen von Bürger:innen - dem Sender, den er sonst für Falschmeldungen an den Pranger stellte. Und wenig überraschend hatte der Ex-Präsident vor allem altbekannte Floskeln parat. Auch auf Fragen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine reagierte Trump am Mittwoch (10. Mai) größtenteils ausweichend.

So wollte Trump, der 2024 wieder ins Weiße Haus einziehen will, sich zum Beispiel nicht darauf festlegen, ob die USA unter seiner Führung dem angegriffenen Land weiter Geld und Waffen bereitstellen würden. "Ich möchte, dass Europa mehr Geld zur Verfügung stellt, weil sie uns auslachen. Sie denken, wir sind ein Haufen Idioten", sagte er.

Trump: USA verschenkt zu viel Munition an die Ukraine

Weiter beharrte der 76-Jährige erneut auf seiner Behauptung, er könne den seit mehr als 14 Monaten anhaltenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine in 24 Stunden beenden. Beide Konfliktparteien hätten Stärken und Schwächen, sagte er. Auf die Frage von Moderatorin Kaitlan Collins, ob Russlands Präsident Wladimir Putin ein Kriegsverbrecher sei, reagierte er vage.

Der Republikaner behauptete, die US-Regierung verschenke so viel Ausrüstung, dass keine Munition für die eigenen Truppen mehr übrig sei. Schon während seiner Zeit im Weißen Haus hatte er Deutschland und anderen NATO-Staaten vorgeworfen, sie würden zu wenig Geld für ihre eigenen Streitkräfte ausgeben und sich hinter dem Schutzschild des hochgerüsteten US-Militärs verstecken. Nach konkreten politischen Vorhaben gefragt, blieb Trump aussagekräftige Antworten schuldig. 

Wenn Sie sagen, dass er [Putin] ein Kriegsverbrecher ist, wird es viel schwieriger sein, einen Deal zu machen.

Donald Trump im CNN-Interview

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CNN-Moderatorin sei eine "fiese Person"

Die Livesendung bei CNN war als Bürgerfragestunde angelegt, moderiert von der Journalistin Kaitlan Collins. Wahlberechtigte, die den Republikanern nahestehen oder sich weder ihnen noch den Demokraten von Präsident Joe Biden zugehörig fühlen, durften bei dem Event im US-Bundesstaat New Hampshire Fragen stellen. Dass Trump bei CNN auftritt, ist ungewöhnlich, denn der Sender wird von ihm immer wieder als Sprachrohr liberaler Propaganda verunglimpft. Normalerweise verbreitet Trump seine Behauptungen in ausschweifenden Wahlkampfreden ohne Gegenfragen. Dieses Mal musste er sich aber dem Publikum stellen - und Collins.

Die Moderatorin schlug sich in der sogenannten Townhall wacker, Falschaussagen Trumps versuchte sie sofort zu widerlegen. Und davon gab es einige. Er wiederholte seine Behauptung, dass ihm der Wahlsieg 2020 gestohlen worden sei. "Ich denke, wenn man sich das Ergebnis anschaut, und wenn man sich anschaut, was bei dieser Wahl passiert ist, wenn man nicht ein sehr dummer Mensch ist, dann sieht man, was passiert ist." Collins reagierte prompt: "Es war keine manipulierte Wahl. Es war keine gestohlene Wahl. Sie können das nicht den ganzen Abend immer wieder sagen."

Vergewaltigungsprozess war "abgekartete Sache"

Der frühere Präsident ließ sich aber von den Einwürfen der Moderatorin nicht sonderlich beeindrucken. An einer Stelle entfuhr ihm sogar die genervte Bemerkung, Collins sei eine "fiese Person".

Die 31-Jährige war ehemals CNN-Chefkorrespondentin für das Weiße Haus und dafür bekannt, Trump zu seiner Zeit als Präsident hartnäckig zu befragen. Die beiden waren in der Vergangenheit bereits mehrmals öffentlich aneinandergeraten. Im Juli 2018 wurde Collins vom Weißen Haus von einer Pressekonferenz ausgeschlossen, Proteste in der Medienwelt waren die Folge.

Auch das kürzlich gefallene Urteil im Vergewaltigungsprozess gegen Trump kam zur Sprache. In gewohnter Manier spottete der 76-Jährige über die Klägerin E. Jean Carroll. "Ich kenne diese Frau nicht, ich bin ihr nie begegnet, ich habe keine Ahnung, wer sie ist", wetterte er. Der Missbrauchsvorwurf sei "eine Fake-Geschichte, eine erfundene Geschichte", das Verfahren eine "abgekartete Sache" gewesen und der Richter "furchtbar", so Trump.

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Trump strebt Wiederwahl als US-Präsident an

In den USA ist der Wahlkampf mittlerweile in vollem Gange. Präsident Biden hat vor gut zwei Wochen verkündet, dass er eine Wiederwahl anstrebt. Der 80-Jährige muss keine große Konkurrenz innerhalb seiner Partei fürchten. Bei den Republikanern ist das Feld der Aspiranten zwar größer, aber Trump kann sich trotzdem gute Chancen ausrechnen, gilt aktuell als aussichtsreichster Bewerber. Das dürfte ihn dazu motiviert haben, das CNN-Format für einen Wahlkampfauftritt zu nutzen. Der ihm eigentlich so verhasste Sender war dafür kritisiert worden, dem Republikaner diese Bühne zu bieten - zumal vor einem eher konservativ gesinnten Studiopublikum. Von den Gästen im Saal gab es häufig Applaus. "Ihr seid großartig", sagte Trump zum Abschied.

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  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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