46. Präsident der USA
Demokrat, Versöhner, Anti-Trump – Joe Biden im Porträt
- Aktualisiert: 21.01.2025
- 17:24 Uhr
Joe Biden hatte im dritten Anlauf sein Ziel erreicht: Er wurde zum 46. Präsident der Vereinigten Staaten 2020 gewählt. Die Krönung eines langen Politikerlebens, in dem der Demokrat schwere Schicksalsschläge zu verkraften hatte.
Steckbrief
- Name: Joseph "Joe" Robinette Biden, Jr.
- Beruf: Politiker (Demokraten, US-Präsident)
- Geburtstag: 20. November 1942
- Geburtsort: Scranton, Pennsylvania
- Wohnort: Washington D.C.
Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten legte Joe Biden 2020 einen Fehlstart hin: Nur auf Platz vier schaffte es der Ex-Vizepräsident damals bei den ersten Vorwahlen in Iowa. Eigentlich besagt ein geflügeltes Wort, dass es nur drei Tickets aus Iowa heraus gibt: Kaum ein Präsidentschaftskandidat wurde in den vergangenen Jahrzehnten nominiert, der in Iowa nicht mindestens als Drittplatzierter abgeschnitten hat. Doch: Biden bewies in einer spektakulären Aufholjagd das Gegenteil. Bei der US-Wahl 2020 konnte er sich gegen den Republikaner Donald Trump durchsetzen und wurde am 20. Januar 2021 der 46. Präsident der USA.
81 Millionen Wähler:innen stimmten bei der US-Wahl 2020 für Biden. Das war mehr als für jeden Präsidenten vor ihm. Biden präsentierte sich den Amerikanern im Wahlkampf als Gegenentwurf zu dem unberechenbaren, polternden Republikaner Donald Trump. Auch deshalb konnte er sich im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten durchsetzen: Dem moderaten Kandidaten, der die Gräben im Land überbrücken möchte, wurde ein Sieg über Trump am ehesten zugetraut. Dass die Rechnung aufgegangen ist, liegt auch an Trump selbst, der in der Corona-Krise viel Zuspruch einbüßte.
Joe Biden, der Anti-Trump
Ein besonders frappierender Kontrast zwischen Biden und Trump: Trump gelang es nie, Empathie zu zeigen, was in der Pandemie besonders auffiel. Biden hingegen kann das sehr überzeugend – was auch an den Schicksalsschlägen liegen dürfte, die er selbst einstecken musste. Sein Triumph bei der Senatswahl 1972 wurde von einem Autounfall überschattet, bei dem seine erste Ehefrau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi ums Leben kamen. Die Söhne Beau und Hunter wurden verletzt. Um sie kümmerte sich Joe Biden als alleinerziehender Vater, bis Jill in sein Leben trat. Joe Biden sagte einst, die Söhne hätten ihn gerettet. 2015 starb Beau an den Folgen eines Hirntumors.
Über seinen verstorbenen Sohn lernte Biden auch seine Vizepräsidentin kennen – und es war Beaus Meinung über Kamala Harris, die bei seiner Entscheidung eine gewichtige Rolle spielte. Die beiden Juristen waren befreundet, als sie Generalstaatsanwälte und Justizminister waren – Harris in Kalifornien, Beau Biden in Delaware. Bidens jüngerer Sohn Hunter lebte unstet. Seine Geschäfte in der Ukraine brachten Biden vor Jahren in Erklärungsnot. Trump warf ihm vor, einst als Vizepräsident versucht zu haben, seinen Sohn vor der ukrainischen Justiz zu schützen. Mittlerweile lebt Hunter Biden in Kalifornien und arbeitet als Künstler.
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Zum Amtsantritt 2021 sagte Biden: "Amerika ist zurück, Sie können auf uns zählen"
Biden ist kein Visionär. Immer wieder beschwor er im Wahlkampf 2020 die alten Zeiten, als Obama und er im Weißen Haus waren und die USA als berechenbarer Partner galten. Nach dem Chaos der Trump-Jahre wollte Biden das Land wieder "zurück zur Normalität" führen und zusammenbringen. Und er wollte die beschädigten Beziehungen zu traditionellen Verbündeten wie Deutschland kitten. Im Wahlkampf sagte er: "Das Erste, was ich tun muss, und ich scherze nicht: Wenn ich gewählt werde, muss ich mit den Staatschefs telefonieren und sagen: Amerika ist zurück, Sie können auf uns zählen."
Umfragewerte nahezu durchgehend schlecht
Doch Bidens Beliebtheitswerte seit seinem Amtsantritt waren nahezu durchgehend schlecht. Laut SRF lag das mitunter am Alter, welches in den USA immer mehr zum Thema wurde– und damit auf die Werte drückte.
"Ich denke, das freundlichste Wort für Bidens erstes Jahr als Präsident ist 'Enttäuschung'", sagte Bret Stephens, konservativer, aber Trump-kritischer Kolumnist der "New York Times" Anfang 2022. Biden habe schlechte politische Entscheidungen getroffen, wie etwa beim Abzug aus Afghanistan.
Holprige Kandidatur um Wiederwahl endet frühzeitig
Nach vier Jahren Amtszeit war sich der Demokrat sicher: Er wollte auch nach der US-Wahl 2024 weiterhin im Weißen Haus bleiben. Als unangefochtener Präsidentschaftsbewerber seiner Partei startete er 2024 in den Wahlkampf. Und erneut hieß sein stärkster Kontrahent Trump.
Besonders ein Thema dominierte jedoch die Kandidatur des nunmehr 81-jährigen Präsidenten: sein hohes Alter und seine verbalen Ausrutscher. Auch Top-Demokraten forderten spätestens nach seinem schlechten Auftritt beim ersten TV-Duell gegen Trump seinen Rückzug aus dem Rennen.
Nach langem Hin und Her verkündete Biden mitten im Wahlkampf eine historische Entscheidung und machte mit seinem Verzicht auf eine Kandidatur den Weg frei für eine enge Vertraute - seine Vizepräsidentin Kamala Harris. Bei der Wahl am 5. November 2025 verlor Kamala Harris jedoch gegen Donald Trump bei der US-Wahl.
Fragen und Antworten zu Joe Biden
Verwendete Quellen:
- "Deutsche Welle": Joe Bidens erstes Jahr als US-Präsident: Pech und Pannen
- "New York Times": Biden can still rescue his Presidency
- SRF: Joe Biden im Gegenwind trotz politischer Erfolge
- "Business Insider": Kamala Harris says she will 'proudly' run with Joe Biden if he proceeds with his plans to seek reelection in 2024