Massiver Wintereinbruch
Weiter Schneechaos in Bayern: Polizei muss überfüllte ICEs räumen
- Veröffentlicht: 04.12.2023
- 12:35 Uhr
- Joachim Vonderthann
Der massive Wintereinbruch am Wochenende hat noch am Montag spürbare Auswirkungen. Besonders im Bahnverkehr läuft es nicht rund.
Das Wichtigste in Kürze
Die starken Schneefälle in Bayern vom Wochenende beeinträchtigen noch am Montag den Verkehr.
Viele Bahnverbindungen funktionieren nur eingeschränkt, teils bleiben Schulen geschlossen.
Der Deutsche Wetterdienst warnt für die kommenden Tage vor erhöhter Glatteisgefahr.
Chaotische Szenen in München: Nach dem massiven Wintereinbruch am Wochenende in Bayern mussten Züge am Hauptbahnhof wegen Überfüllung geräumt werden. In zwei Fällen sei die Polizei zur Unterstützung gerufen worden, bestätigte eine Sprecherin der Bundespolizei am Montag (4. Dezember). "Aufgrund der angespannten Situation waren auch Bundespolizisten vor Ort, um einzugreifen, sollte es zu Auseinandersetzungen kommen", sagte sie über die Vorfälle vom Sonntag.
Winterchaos: Bundespolizei muss ICEs räumen
Betroffen gewesen seien zwei ICEs, die am Sonntag um die Mittagszeit aus München abfahren sollten. "Beide Züge konnten den Hauptbahnhof München aufgrund von Überfüllung nicht verlassen. Die Mitarbeiter der Deutsche Bahn Sicherheit entschieden sich deshalb, Reisende aussteigen zu lassen", teilte die Bundespolizei mit.
Im Video: Bayern versinkt im Schneechaos
Heftiger Wintereinbruch: Bayern versinkt im Schnee-Chaos
"Unsere Kolleginnen und Kollegen waren vor Ort und unterstützten insbesondere in der Kommunikation und versuchten, den Reisenden die Notwendigkeit ihres Ausstieges zu verdeutlichen. Maßnahmen wurden durch die Bundespolizei nicht getroffen."
Unterdessen haben die starken Schneefälle vom ersten Adventswochenende sogar am Montag noch massive Auswirkungen besonders auf den Bahnverkehr. Zugreisende und Pendler mussten sich weiter auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Wann die S-Bahn in und um München, auf die tausende Berufspendler angewiesen sind, wieder regulär fahren kann, konnte die Deutsche Bahn (DB) zunächst nicht sagen. Bis zur Wochenmitte werden noch "starke Beeinträchtigungen" vorausgesagt.
Bahnverkehr um München weiter eingeschränkt
Am frühen Montagmorgen fuhren zunächst nur die S-Bahn-Linien 3 und 8 - und auch nur auf bestimmten Abschnitten, wie die DB mitteilte. Die S8 fuhr zwischen dem Westkreuz und dem Flughafen München, die S3 zwischen dem Ostbahnhof und Lochhausen. Für die S2 war zwischen Dachau und Laim ein Ersatzverkehr eingerichtet.
Die Trambahnen waren am Morgen noch stillgelegt, wie die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) berichtete. Die U-Bahnen und Busse seien im Einsatz. Die MVG erwartete jedoch unregelmäßigen Betrieb.
Starke Auswirkungen gab es auf den Fernverkehr: Nach dem Wintereinbruch war der Münchner Hauptbahnhof am Montag nur stark eingeschränkt im Betrieb. Die DB erwartete am Montagmorgen eine hohe Auslastung der Züge und riet dazu, Reisen von und nach München zu verschieben.
Keine Zugverbindungen nach Salzburg
Unter anderem gab es überhaupt noch keine Verbindungen zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und Innsbruck, Salzburg und Zürich. Außerdem waren weniger Fernverkehrszüge im Einsatz.
Der starke Schneefall am Wochenende hatte in großen Teilen Süddeutschlands den Bahnverkehr lahmgelegt. Bäume blockierten Gleise, vereiste Oberleitungen und eingeschneite Züge verhinderten Fahrten.
Das Chaos bei der Bahn nahmen die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG und der Fahrgastverband Pro Bahn zum Anlass, Alarm zu schlagen. Sie forderten Konsequenzen für die Wintertauglichkeit der Bahn. Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert sagte der "Augsburger Allgemeinen" (Montag), die deutsche Schienen-Infrastruktur sei "in weiten Teilen marode". Es müsse große Investitionen nach dem Vorbild von Ländern wie Österreich geben.
Der Bundesvorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Detlev Neuß, sagte der Zeitung, der Bahnverkehr sei "nach jahrzehntelanger Sparpolitik nur noch auf Kante genäht". Eines der vielen Probleme sei, dass die Bahn aus Kostengründen bis in die jüngste Vergangenheit immer mehr Abstellgleise zurückgebaut habe und nun ganze Züge direkt in den Bahnhöfen abgestellt werden müssten, wenn sie ihr Ziel nicht mehr ansteuern könnten. "Durch die verstopften Bahnhöfe wird der Bahnverkehr noch schneller blockiert und kommt großflächig zum Erliegen."
Feuerwehr in München muss 785-mal ran
Doch nicht nur auf die Bahn hatten die Schneemassen Auswirkungen: Allein in München musste die Feuerwehr am Wochenende 785-mal ausrücken, wie es in einer ersten Bilanz vom Montag hieß. Dafür seien die Fahrzeuge sogar mit Schneeketten ausgerüstet worden.
Entwurzelte Bäume, beschädigte Oberleitungen und von der Straße abgekommene Fahrzeuge hielten die Einsatzkräfte in Atem. Glücklicherweise wurden laut den Angaben keine Menschen von herabfallenden Bäumen oder Ästen verletzt. Neben all der Arbeit bekamen die Einsatzkräfte auch Stärkung: Viele Münchner Bürger bedankten sich, oft "mit weihnachtlichem Gebäck, Getränken oder auch einer einfachen Geste der Dankbarkeit", wie es in der Mitteilung der Feuerwehr hieß.
In den Landkreisen Starnberg und Mühldorf am Inn blieben am Montag viele Schulen geschlossen. Teilweise soll Distanzunterricht angeboten werden. In Augsburg würden 20 Schulen vorläufig ganz oder teilweise gesperrt, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Grund seien die Schneemassen, die auf den Dächern der Gebäude lasten. Nach dem Abtauen des Schnees müssten die Gebäude auf ihre Statik hin überprüft werden.
Am Münchner Flughafen läuft es noch nicht rund
Am Münchner Flughafen war nach einer Sperrung am Samstag der Flugbetrieb am Sonntag teilweise wieder angelaufen. Auch dort sei aber weiterhin mit Einschränkungen zu rechnen, sagte ein Sprecher am Montag. "Wie sich die Lage in den kommenden Tagen entwickelt, lässt sich derzeit noch nicht vorhersagen."
Die Stromversorgung im Freistaat war nach Angaben eines Bayernwerk-Sprechers am Montag nach zahlreichen Stromausfällen in Ober- und Ostbayern am Wochenende wieder stabil. Es gab nur noch "vereinzelte Ausfälle", sagte er. Es könnten aber immer wieder welche dazukommen, wenn Bäume auf die Leitungen fallen. Man sei nun dabei, die zahlreichen Schäden zu reparieren. Wie groß diese sind und was das kostet, sei noch unklar.
Nach dem Schnee droht jetzt Glatteis
Das Wetter in Deutschland wird zwar etwas milder, allerdings warnt der Deutsche Wetterdienst vor möglichem Glatteis. Vor allem im westlichen Bergland und je weiter man nach Osten komme, gebe es eine erhöhte Glatteisgefahr, sagte DWD-Meteorologe Marco Manitta am Montag in Offenbach. Besonders gefährdet seien von Montagabend bis Dienstagfrüh die Regionen zwischen Main und Donau. Und: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Glatteissituation vereinzelt auch unwetterartig ausfällt." Nur entlang des Rheins und ganz im Westen blieben die Temperaturen in der Nacht über null Grad. Im Südosten Bayerns könne erneut strenger Frost auftreten.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa