US-Wahlkampf
Zweifel an Trumps Gesundheit: Ist er fit genug für das Präsidentenamt?
- Aktualisiert: 30.10.2024
- 08:44 Uhr
- Joachim Vonderthann
Über das hohe Alter von US-Präsident Biden spottete er regelmäßig, seine aktuelle Konkurrentin Harris nannte er "geistig behindert". Dabei gibt es am Zustand des 78-jährigen Trump Zweifel.
Das Wichtigste in Kürze
Trotz seiner 78 Jahre hält sich Donald Trump fit genug für eine zweite Amtszeit als US-Präsident.
Das demokratische Lager von Konkurrentin Kamala Harris äußert hingegen Zweifel.
Doch weitaus mehr schmerzen dürfte Trump der Meinungsumschwung unter US-Wähler:innen.
Als noch Joe Biden sein Konkurrent im US-Wahlkampf war, verspottete Donald Trump den amtierenden Präsidenten wegen seines hohen Alters immer wieder als "Sleepy Joe". Bidens Gesundheitszustand führte letztlich tatsächlich dazu, dass er von Vizepräsidentin Kamala Harris als Präsidentschaftsbewerberin der Demokraten abgelöst wurde. Doch auch die 60-jährige Harris ging der 78-jährige Trump hart an. Diese sei "geistig behindert", beleidigte er seine Mitbewerberin im Rennen um das Weiße Haus.
Dabei wird Trump im Wahlkampf aufgrund seines fortgeschrittenen Alters selbst zunehmend mit Fragen zu seiner Fitness konfrontiert. Der Ex-Präsident hat bislang auch noch keinen ausführlichen Gesundheitscheck veröffentlicht - im Gegensatz zu Harris. Deren Gesundheitszustand sei "exzellent", attestierte ihr Arzt erst Mitte Oktober.
"Klügster Anführer, den dieses Land je gesehen hat"
Trump selbst sieht sich - wenig überraschend - am fittesten. Sein Wahlkampf-Sprecher Steven Cheung nannte den 78-Jährigen "den stärksten und fähigsten Kandidaten", wie "n-tv.de" berichtet. Zugleich wies er Behauptungen zurück, Trump habe mit zunehmendem Alter abgebaut. "Präsident Trump hat mehr Energie und mehr Ausdauer als jeder andere in der Politik und ist der klügste Anführer, den dieses Land je gesehen hat", betonte Cheung.
Ob das stimmt, wird jedoch mit Blick auf die US-Wahl am 5. November immer stärker in Zweifel gezogen. Dem Bericht nach analysierte die "New York Times" Anfang Oktober mehrere Wahlkampfauftritte des Republikaners. Er habe zuletzt "verwirrt, vergesslich, unzusammenhängend oder realitätsfremd" gewirkt, hieß es demnach. Zwar sei Trump "schon immer wortreich und oft losgelöst von der Wahrheit" gewesen. Inzwischen seien jedoch "seine Reden düsterer, härter, länger, wütender, weniger fokussiert, profaner und zunehmend auf die Vergangenheit fixiert geworden". Auch frühere Weggefährten Trumps hätten der US-Zeitung bestätigt, dass seine rhetorischen Fähigkeiten im Vergleich zum Start seiner Karriere schwächer geworden seien.
Das Blatt "USA Today" räumte zwar ein, dass Trump noch nie ein besonders begnadeter Redner gewesen sei. Seine Auftritte hätten sich zwar seit jeher durch Aus- und Abschweifungen ausgezeichnet. Diese seien aber immer länger und unkonzentrierter geworden, schreibt die Zeitung und führt als Beispiel an, dass Trump seinen Unterstützer Elon Musk schon mal als Leon Musk bezeichnet.
Auch im demokratischen Lager wird Trumps Befähigung zum US-Präsidentenamt gern in Zweifel gezogen. Der Ex-Leibarzt des früheren Präsidenten Barack Obama, Jeffrey Kuhlmann, ließ kürzlich im "Spiegel" kein gutes Haar an Trumps Zustand. "Man hört Trump in den Debatten gar nicht richtig argumentieren." Er antworte stets mit Wahlkampfslogans und Dingen, die er bereits hundertmal gesagt habe. "Es kommt kein neuer Gedanke. Im Alltag würde man sagen: Das ist ein starrköpfiger Opa, oder: Opas Persönlichkeit ist starrer geworden." Kuhlmann will "Anzeichen von kognitivem Verfall" im Vergleich zu Trumps Auftritten am Beginn seiner politischen Laufbahn im Jahr 2015 erkennen.
Wähler:innen sehen Trumps Zustand zunehmend kritisch
Während solche Einschätzungen aus dem gegnerischen Lager an Trump in der Regel abprallen, dürften jüngste Wahler:innen-Umfragen den republikanischen Bewerber mehr beunruhigen. Laut "n-tv.de" sind immer mehr US-Bürger:innen in Sorge über Trumps Fitness. Demnach stieg von Februar bis Oktober der Anteil derer, die meinen, Trump sei zu alt fürs Präsidentenamt von 35 auf 44 Prozent an. 56 Prozent gaben demnach im Oktober an, dass Trumps Gesundheit und Alter seine Fähigkeit, seine Pflichten als Präsident zu erfüllen, zumindest ein wenig beeinträchtigen würden.
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Wie der geistige Zustand von Trump tatsächlich ist, darüber kann letztlich aber nur spekuliert werden. Darunter fällt auch der Hinweis der "Washington Post" vom März, dass Trumps Vater Fred einst an Alzheimer gelitten habe. Ob auch Trump unter der Krankheit leidet oder eines Tages leiden könnte - auch das ist reine Spekulation.
Unabhängig davon forderte Mediziner Kuhlmann im "Spiegel"-Interview eine Altersobergrenze für so herausfordernde politische Ämter wie das des US-Präsidenten. "Wir wissen, dass nach dem Alter von 60 Jahren ein kognitiver Niedergang stattfindet, und dass er sich beschleunigt", sagte er. Er fügte hinzu: "Das logische Denken wird schlechter, das Verarbeiten von Information wird langsamer, das Gedächtnis nimmt ab, vor allem das Kurzzeitgedächtnis." Statistisch gesehen hätte eine überwältigende Mehrheit der 78-Jährigen einen zu starken kognitiven Verfall für so einen anstrengenden Job. Das vernichtende Urteil des früheren Obama-Leibarztes zur möglichen erneuten Präsidentschaft Trumps: "Meine Meinung ist: Mit 78 Jahren ist man einfach zu alt."
- Verwendete Quellen:
- "n-tv.de": "Holt das Alter Donald Trump doch noch ein?"
- Nachrichtenagentur dpa