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Priester über den "Influencer Gottes"

"Das ein oder andere Wunder": Dies sind die Kriterien für die Heiligsprechung

  • Veröffentlicht: 08.09.2025
  • 16:55 Uhr
  • Yuan Yi Danneil
Carlo Acutis, der "Influencer Gottes", wurde am Sonntag (7. September) vom Papst heiliggesprochen.
Carlo Acutis, der "Influencer Gottes", wurde am Sonntag (7. September) vom Papst heiliggesprochen.© REUTERS

Carlo Acutis ist der erste heilige Millennial. Aber welche Voraussetzungen müssen für eine Heiligsprechung erfüllt werden? Im exklusiven Interview mit :newstime liefert ein Kapuziner-Priester eine Einordnung.

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Inhalt

Zehntausende Gläubige waren auf dem Petersplatz in Rom, um gemeinsam mit dem Papst die Messe zu feiern: Am Sonntag (7. September) hat Papst Leo XIV. den 2006 an Leukämie verstorbenen Teenager Carlo Acutis, auch bekannt als "Influencer Gottes" aus Italien heiliggesprochen.

Kritische Stimmen wurden laut, die Heiligsprechung sei zu schnell erfolgt. Doch wie läuft der kirchliche Prozess genau ab und nach welchen Kriterien entscheidet der Papst, jemanden heiligzusprechen?

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Auf den "Fußspuren Christi"

"Wenn jemand gut gelebt hat, dann wird man auf ihn aufmerksam", erklärt Bruder Paulus, Priester im Kapuzinerorden im exklusiven :newstime-Interview. Im Anschluss fingen die Nachforschungen an, dann komme ein Prozess in Gang, an dessen Ende die ganze Kirche sage: "Das ist wirklich ein Verwandter für uns alle."

"Für die Heiligsprechung ist erforderlich, dass jemand tatsächlich den Fußspuren Christi gefolgt ist, dass er ordentlich gebetet hat, dass er sich sozial eingesetzt hat, und dass sein Leben beispielhaft war." Dazu komme, "dass auf die Fürsprache von so einem Menschen auch das ein oder andere Wunder passiert ist".

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Erst die Seligsprechung, dann die Heiligsprechung

Doch vor der Heiligsprechung muss eine Person zunächst seliggesprochen werden, erklärt das Erzbistum Köln auf seiner Website. Hierfür eröffnet der zuständige Bischof ein entsprechendes Verfahren: Es werden Beweise gesammelt sowie das Leben und die Tugenden der Person untersucht. Dazu gehört auch, lebende Zeug:innen zu befragen und zu prüfen, ob die Person im Sinne der christlichen Tugenden gelebt hat.

Für die Seligsprechung durch den Papst ist in der Regel ein angebliches Wunder erforderlich. Erst wenn sich der Pontifex dafür ausspricht, darf die betreffende Person verehrt werden – allerdings erfolgt diese Ehrerbietung üblicherweise auf lokaler Ebene. Carlo Acutis wurde im Jahr 2020 seliggesprochen.

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Diese Wunder soll der "Influencer Gottes" vollbracht haben

Das ihm zugeschriebene Wunder umfasst die Heilung eines brasilianischen Jungen, der 2010 von einer Erkrankung der Bauchspeicheldrüse genesen sein soll, nachdem er eine Reliquie von Carlo berührt hatte.

Für eine Heiligsprechung ist jedoch noch ein weiteres Wunder notwendig. Im Fall von Acutis geht es um eine Studentin aus Costa Rica, die sich von einer lebensbedrohlichen Kopfverletzung erholte, nachdem ihre Mutter am Sarg von Carlo für sie gebetet hatte. Die junge Frau konnte noch am selben Tag die Klinik wieder verlassen. Auch dieses angebliche Wunder hat der Vatikan als solches anerkannt. Aber was macht ein Ereignis zum Wunder?

Kommission entscheidet über Wunder

"Das ist natürlich für uns moderne Menschen so eine Frage, das mit dem Wunder. Da werden tatsächlich Ärzte gefragt und da wird eine Kommission eingesetzt", so Bruder Paulus gegenüber :newstime. Vieles werde nach Angaben des Priesters "zu den Akten gelegt" – und nicht als Wunder anerkannt. Dann gebe es aber auch Fälle – wie den um Acutis -, bei denen man sage: "Da hat jemand tatsächlich sehr intensiv an diesen Carlo Acutis gedacht, hat gebetet" und "Heilung" erfahren.

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Antisemitismus? Kritik an Heiligsprechung

Acutis wird diversen Medienberichten – die "taz" schrieb von antijüdischen Legenden -  zufolge nachgesagt, viele der von ihm dokumentierten Hostienwunder seien historisch mit antisemitischen Anschuldigungen und Gewalt gegen Juden verbunden. Ein Hindernis für dessen Heiligsprechung scheint das nicht zu sein. Bruder Paulus entgegnete hierzu, Acutis stehe dafür, "dass man nicht eine reine Weste haben muss, um vor Gott heilig dazustehen". Jeder habe "mit seinen Ecken und Kanten eine Chance, heilig zu werden".

  • Verwendete Quellen
  • taz: "Auch tote Jungen kann man noch missbrauchen"
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