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Recherche deckt auf

Deutsche Reedereien sollen Tanker für Putins Schattenflotte geliefert haben

  • Veröffentlicht: 04.02.2025
  • 14:28 Uhr
  • Momir Takac
Deutsche Reedereien sollen Tanker für russische Schattenflotte verkauft haben. (Archivbild)
Deutsche Reedereien sollen Tanker für russische Schattenflotte verkauft haben. (Archivbild)© Stefan Sauer/dpa

Wladimir Putin umgeht mit seiner Schattenflotte Sanktionen für russisches Öl. Viele Schiffe sollen von westlichen Reedern stammen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Westliche Reedereien sollen mehr als 200 Schiffe für die russische Schattenflotte geliefert haben.

  • Das zeigt eine internationale Recherche.

  • Auch deutsche Unternehmen stehen im Verdacht, Tanker verkauft zu haben.

Mit der sogenannten Schattenflotte versucht Kremlchef Wladimir Putin westliche Sanktionen für russisches Öl zu umgehen. Ins Leben gerufen wurde sie nach Beginn der russischen Invasion in die Ukraine und dem darauffolgenden Öl-Embargo durch die EU. Jetzt hat ein internationales Rechercheteam herausgefunden, dass viele Tanker von westlichen Reedereien geliefert wurden – auch von deutschen.

Donald Trump, Wladimir Putin, Olaf Scholz

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Offenbar geht es um 230 Schiffe, die seit Beginn des Ukraine-Kriegs in die Schattenflotte teils zu hohen Preisen verkauft wurden. Zu diesem Ergebnis kommt das Rechercheprojekt, an dem auch NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" (SZ) beteiligt sind. Der ukrainische Think Tank "Kyiv School of Economics Institute" schätzt, dass Putins Schattenflotte aus mehr als 650 Tankschiffen besteht.

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Drei deutsche Unternehmen sollen Putins Schattenflotte Schiffe geliefert haben

Besonders brisant an den Verkäufen: Zwischen 2022 und 2024 sollen auch elf Tanker aus der deutschen Handelsflotte unter anderem an chinesische und türkische Unternehmen geliefert worden sein. Später, das ergaben Untersuchungen, landeten sie in der russischen Schattenflotte, und wurden von den USA sanktioniert.

Den Recherchen zufolge handelt es sich um Tanker, die zuvor für die Reederei Salamon AG aus Dortmund, die Schulte-Gruppe und für die Chemikalien Seetransport GmbH tätig waren. Letztgenannte Reedereien sind im Hamburg beheimatet. Dort ist man sich keiner Schuld bewusst. Die Hamburger Unternehmen erklärten, dass die Verkaufsverhandlungen bereits vor dem Krieg eingeleitet worden seien, und dass es bei der Überprüfung der Käuferseite keine Auffälligkeiten gegeben habe. Man handle nach Recht und Gesetz.

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Verband deutscher Reeder kritisiert Tanker-Verkäufe an russische Schattenflotte

Der Verband Deutscher Reeder nannte es gegenüber NDR, WDR und "SZ" eine "besorgniserregende Entwicklung", dass Schiffe aus der deutschen Handelsflotte nun für die russische Schattenflotte unterwegs seien. Wirtschaftlicher Gewinn dürfe "nicht auf Kosten von Sicherheit, Compliance oder ethischen Grundsätzen erzielt werden", erklärte der Verband. Verteidigungspolitiker Johann Wadephul von der CDU bezeichnete gegenüber dem WDR die Verkäufe als "hochproblematisch".

Wie gefährlich die von Russland genutzten Tanker sind, zeigt die Havarie der "Eventin" vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns. Andere Schiffe der Schattenflotte stehen zudem im Verdacht, in der Ostsee wichtige Unterseekabel mutwillig beschädigt zu haben.

Verkauf der Tanker ist nicht verboten

Zu verhindern sind derartig fragwürdige Praktiken nicht. Zwar müssen in der EU Verkäufe in Drittländer inzwischen gemeldet werden. Doch wenn nicht nachgewiesen werden kann, dass der Verkäufer die künftige Verwendung des Schiffs kennt, ist der Verkauf nicht illegal.

  • Verwendete Quellen:
  • ntv: "Westliche Reedereien bestücken Putins Schattenflotte"
  • Tagesschau.de: "Milliardengeschäft für westliche Reeder"
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:newstime vom 4. Februar 2025 |  08:25
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