Fechtdebakel
Verweigerter Handschlag gegen Russland: IOC-Chef sichert ukrainischer Fechterin Olympia zu
- Veröffentlicht: 29.07.2023
- 10:26 Uhr
- Carolin Ritter
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat der bei der Fecht-WM disqualifizierten Ukrainerin Olha Charlan ihren Platz bei den Olympischen Spielen 2024 zugesichert.
Das Wichtigste in Kürze
Der Fechterin Olha Charlan wurde vom IOC die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 zugesichert.
Zuvor war die Ukrainerin bei der WM disqualifiziert worden, weil sie ihrer russischen Gegnerin nicht die Hand geben wollte.
Das IOC fordert mehr Sensibilität zwischen russischen und ukrainischen Sportler:innen.
Nach ihrer Disqualifikation im Säbel-Kampf gegen die Russin Anna Smirnowa bei der Fecht-WM 2023, wurde der Ukrainerin Olha Charlan nun laut dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 zugesichert.
In einem persönlichen Brief schrieb IOC-Chef Thomas Bach am Freitag (28. Juli): "Angesichts deiner besonderen Situation wird dir das Internationale Olympische Komitee einen zusätzlichen Quotenplatz für die Olympischen Spiele Paris 2024 zuweisen, falls du dich in der Zwischenzeit nicht qualifizieren kannst." Vadym Gutzeit, der Sportminister aus der Ukraine, veröffentlichte den Brief im Nachhinein.
WM-Disqualifikation wegen verweigertem Handschlag
Die 32 Jahre alte Olha Charlan war am Donnerstag (27. Juli) bei den Weltmeisterschaften in Mailand nach ihrem Sieg gegen die unter neutraler Flagge angetretene Russin Anna Smirnowa disqualifiziert worden, da die viermalige Weltmeisterin nach dem Gefecht den Handschlag verweigert hatte. Statt der Hand hatte Charlan Smirnowa nur den Säbel hingehalten. Smirnowa reagierte auf daraufhin mit einer Protestaktion. Nach dem Kampf wollte sie den Fechtgrund partout nicht verlassen, blieb dort rund eine Dreiviertel Stunde reglos stehen. Nach einigen Minuten wurde ihr sogar ein Stuhl gebracht. Später konnte sie dann doch noch überredet werden, das Feld zu räumen.
Im Mannschaftswettbewerb am Samstag wird Charlan wohl wieder starten dürfen, ihr Name steht auf der Meldeliste.
"Als Fechtkollege kann ich mir nicht vorstellen, wie du dich in diesem Moment fühlst", schrieb der 69 Jahre alte IOC-Chef Bach. Der Fecht-Olympiasieger von 1976 drückte Charlan sein Mitgefühl aus, angesichts des "Krieges gegen dein Land und das Leiden der Menschen in der Ukraine. (...). Es ist bewundernswert, wie du diese unglaublich schwierige Situation managst", schrieb Bach und versprach der Olympiasiegerin "volle Unterstützung".
"Mit notwendigem Maß an Sensibilität behandeln"
Das ukrainische Sportministerium hatte erst am Tag vor dem Charlan-Duell entschieden, dass Athletinnen und Athleten aus der Ukraine wieder an Wettbewerben mit Russen und Belarussen teilnehmen dürfen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte die Entscheidung begrüßt und die internationalen Sportverbände aufgefordert, Situationen mit Ukrainern und neutralen Sportlern aus Russland und Belarus "mit dem notwendigen Maß an Sensibilität" zu behandeln. Auch in anderen Sportarten wie Tennis gäben ukrainische Profis Russen und Belarussen nicht die Hand.
Bach schrieb an Charlan, man mache diese einmalige Ausnahme auch deshalb, da sie in keinem Fall die Qualifikationspunkte ausgleichen könne, die sie aufgrund Ihrer Disqualifikation verpasst hätte. Bei der WM werden wichtige Qualifikationspunkte vergeben.
"Selbstverständlich", so Bach, müssten wie bei allen anderen Olympischen Spielen auch die weiteren Teilnahme-Kriterien erfüllt sein. Bei der WM durften Fechterinnen und Fechter aus Russland und Belarus in den Einzelwettbewerben als neutrale Athleten starten, bei den Teamwettbewerben sind sie nicht zugelassen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa