Großstädte vorn
Söders Lobgesang zum Trotz: Das sind die kriminellsten Städte in Bayern
- Aktualisiert: 21.05.2024
- 17:33 Uhr
- Lara Teichmanis
In bayerischen Großstädten wie München oder Regensburg steigt die Kriminalität. Besonders um Bahnhöfe und Bauruinen droht Verwahrlosung, Gewalt und Kriminalität. Dennoch lobt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die bayerische Polizei.
Die Kriminalstatistik 2023 zeigt einen deutschlandweiten Anstieg von Straftaten im vergangenen Jahr 2023. Pro 100.000 Einwohner:innen wurden etwa 7.040 Straftaten begangen. Grund zum Feiern für den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU): sein Bundesland liegt mit 4.873 Straftaten pro 100.000 Einwohner:innen unter dem deutschlandweiten Schnitt. Dennoch ist Kriminalität und Verbrechen auch ein bayerisches Problem.
Das Wichtigste in Kürze
Im Freistaat Bayern ist die Anzahl von Kriminaldelikten gestiegen.
Besonders in den Großstädten kommt es vermehrt zu Wohnungseinbruchdiebstahl und Körperverletzung.
Streetworker warnen vor Kriminalisierung von bedürftigen Menschen.
Krimineller Rückzugsort mitten in der Stadt
Drogen, Stichwaffen und Alkoholleichen - das gehört mittlerweile zur täglichen Kontrollroutine der Münchner Polizei rund um den Hauptbahnhof der bayerischen Metropole. Besonders im nahegelegenen Alten Botanischen Garten habe sich innerhalb weniger Monate eine problematische Trinker- und Drogenszene etabliert, schreibt der Bayerische Rundfunk (BR).
Im Video: Immer mehr Gewalt an Bahnhöfen - Diese Städte sind besonders betroffen
Immer mehr Gewalt an Bahnhöfen: Diese Städte sind besonders betroffen
Die Polizei sei sich der verschärften Lage bewusst, begegnet den Umständen jedoch nur mit mäßigem Erfolg, heißt es weiter. Laut Angaben der Polizei sprechen auch die Zahlen für eine erhöhte Gefahrenlage. Allein um den Münchner Hauptbahnhof sei die Kriminalitätsrate um 37 Prozent gestiegen im Vergleich zum Vorjahr.
Gastronom:innen schlagen Alarm
Anwohner:innen und Passant:innen fühlten sich nicht mehr sicher in der Gegend und forderten die Politik zum Handeln auf. Auch Gastrobetriebe mahnen laut Bericht vor Zuständen ähnlich dem Görlitzer Park in Berlin. So auch Chris Lehner, seit 2006 Betreiber des Park Cafés in München. "Das ist einfach nur ernüchternd, wenn man hier einen der schönsten Plätze Münchens hat", sagt er gegenüber dem BR.
Als Ursache für die steigende Kriminalität im Bahnhofsviertel sieht Gastronomin Kathrin Wickenhäuser auch die etlichen Baustellen. Die Betreiberin der Münchner Stuben erklärt im Bericht: "In dieser massiven Ausweitung der Baustellen hat das natürlich auch einen Einfluss auf die Passantenfrequenz".
Weiter seien die Baustellen und Bauruinen ein perfekter Rückzugsort für Kriminelle. Seit Jahren wird der Münchner Hauptbahnhof umgebaut, sowie Bürogebäude im Bahnhofsviertel abgerissen. Daneben sei besonders die leerstehende Karstadt-Kaufhofimmobilie Treiber der Kriminalität.
Anstieg der Delikte in Großstädten
Für ganz Bayern wurden 2023 insgesamt 651.518 Straftaten gemeldet, etwa 40.000 mehr als noch 2022. Besonders die Straftatbestände der Internetkriminalität (+ 5,1 Prozent), der Körperverletzung (+ 5,8 Prozent) und des Wohnungseinbruchdiebstahls (+ 20,8 Prozent) stiegen dabei an. Bemerkenswert: Während die Kriminalität in ländlichen Regionen rückläufig ist, verzeichnen die Großstädte wie München oder Regensburg Zuwachs.
Auch in der Stadt an der Donau sei die Bahnhofsregion besonders von Kriminalität betroffen, schreibt der BR. Ein Security-Mitarbeiter einer Supermarktkette in Bahnhofsnähe erklärte in dem Bericht, dass in den vergangenen Jahren ein deutlicher Anstieg von Ladendiebstählen zu verzeichnen sei. Dabei käme es auch häufiger zu Handgreiflichkeiten durch die Missetäter.
Trauriger Spitzenreiter der bayerischen Städte ist dabei Fürth. Die Kriminalitätsrate in der fränkischen Stadt stieg 2023 mit 17,6 Prozent am deutlichsten.
Streetworker kritisiert Polizei
Ben Peter, Streetworker der Caritas in Regensburg, erklärte in dem Beitrag, dass die Polizei häufig obdachlose Menschen, Drogendealer und Alkoholiker schnell über einen Kamm scheren würde. Bedürftige Menschen würden dabei kriminalisiert. "Manche haben keine Wohnung, die müssen tagsüber auch irgendwo hin", erklärte Peter.
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Eine mögliche Lösung für das Problem: Videoüberwachung. Seit Mitte 2023 seien Kameras am Regensburger Bahnhofsvorplatz installiert. Doch Experten kritisieren den Erfolg der Maßnahme. "Es ist zwar alles nachvollziehbar, was war, aber verhindert wird nichts", sagt Security-Experte Rainer Franz gegenüber dem BR.
Es ist zwar alles nachvollziehbar, was war, aber verhindert wird nichts.
Rainer Franz, Security-Experte
Dennoch scheint Regensburg ein Vorbild für das Münchner Bahnhofsviertel zu sein. Laut Bericht sollen künftig auch im Alten Botanischen Garten Kameras zur Überwachung installiert werden. Büsche und Hecken seien bereits zurückgeschnitten.
- Verwendete Quellen:
- Bayrischer Rundfunk: Kriminalität: "No-Go-Areas in bayerischen Städten?"
- Polizei Bayern: Pressebericht
- Statista: "Anzahl der polizeilich erfassten Straftaten"