Elektrofahrzeugpionier
Tesla – Wie ein Start-up die Autoindustrie veränderte
- Aktualisiert: 14.12.2023
- 13:23 Uhr
- Michael Reimers
Seit Anfang der 2000-er mischt das Elektrofahrzeug-Unternehmen Tesla die Autoindustrie mit seinen modernen und sportlichen Fahrzeugen auf. Die große Vision: Leistungsstarke Elektrofahrzeuge ohne Kompromisse. Das ist die Geschichte hinter dem Elektroauto-Pionier - der auch in der Kritik steht.
Anders als von wahrscheinlich vielen vermutet, wurde das Elektrofahrzeug-Unternehmen Tesla nicht von seinem heutigen CEO Elon Musk gegründet, sondern von den beiden Ingenieuren Martin Eberhard und Marc Tarpenning. Die beiden starteten das Unternehmen, das damals noch Tesla Motors genannt wurde, im Juli 2003 in San Carlos, Kalifornien. Eberhard fungierte als CEO (Chief Executive Officer), während Tarpenning der CFO (Chief Financial Officer) von Tesla war. Der Name des Unternehmens ist eine Hommage an den serbischstämmigen Physiker, Erfinder und Elektroingenieur Nikola Tesla, einen der wichtigsten Wegbereiter und Pionier im Bereich Elektrizität.
Die Unternehmensvision: Einen elektrischen Sportwagen entwickeln und beweisen, dass Elektrofahrzeuge keinen Kompromiss bedeuten, sondern mehr Leistung, Beschleunigung und Fahrspaß als Benziner bieten können. Die Fahrzeuge, die sie produzieren wollten, sollten einem klassischen PKW eben in nichts nachstehen. Die beiden ließen sich unter anderem von dem T-Zero, einem elektrischen Sportwagen der Firma AC Propulsion, inspirieren. Laut dem Unternehmen selbst steht Tesla für nachhaltige, skalierbare Systeme. Das Ziel: Eine Welt zu bauen, die mit Solarenergie, Batterien und Elektrofahrzeugen betrieben wird.
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Im Frühjahr 2004 gab der SpaceX-Gründer Elon Musk dem Start-up eine Finanzspritze: Er investierte 6,5 Millionen US-Dollar in das Unternehmen. Nach einigen Jahren der Entwicklung brachte Tesla Motors im Jahr 2008 sein erstes Auto auf den Markt, den Roadster. Dabei handelt es sich um das weltweit erste elektrische Serienfahrzeug mit einem Batteriesystem aus Lithium-Ionen-Zellen. Im selben Jahr verließ Martin Eberhard offiziell das Unternehmen. Auch Mitgründer Marc Tarpenning verabschiedete sich von Tesla. Daraufhin übernahm Elon Musk die Führung. Eberhard reichte später eine Klage ein, in der behauptet wurde, er sei aus dem Unternehmen gedrängt worden.
Nach dem Roadster kamen das Model S, das Model X, das Model 3 und 2019 das Model Y. 2023 folgte der lang angekündigte Cybertruck. Heute produziert das amerikanische Unternehmen nicht nur Elektroautos, sondern auch Fotovoltaikanlagen und Batteriespeicher. Tesla entwickelte sich über die Jahre zum prägendsten Elektrofahrzeug-Unternehmen der Welt. Ende 2022 zählte Tesla rund 128.000 Angestellte weltweit und hatte im September 2023 einen Börsenwert von über 800 Milliarden US-Dollar.
Elon Musk: Das Gesicht Teslas
Elon Musk kam am 28. Juni 1971 in Südafrika zur Welt. Er wuchs unter schwierigen Verhältnissen auf und litt unter Mobbingattacken seiner Mitschüler. Musk zeigte schon früh Interesse an Computern und Programmiersprachen und entwickelte bereits mit zwölf Jahren ein eigenes Videospiel. Mit 17 Jahren zog es den jungen Musk nach Kanada, wo er ein Studium an der Queen’s University in Kingston begann. Später wechselte er in die USA, wo er an der University of Pennsylvania in Philadelphia einen Bachelor in Physik und Volkswirtschaft abschloss.
Obwohl Musk 1995 zu einem Ph.D-Programm in Physik an der renommierten Stanford University zugelassen wurde, entschied er sich, stattdessen eine Firma zu gründen: das Internetunternehmen Zip2. Und das sollte nicht das einzige Unternehmen bleiben: 1999 gründete Elon Musk die Firma X.com, welche Onlinebezahlsysteme via E-Mail entwickelte. X.Com schloss sich daraufhin mit der Firma Confinity zusammen, daraus entstand Paypal.
Drei Jahre später wagte Musk etwas ganz Neues: Er startete SpaceX, ein Raumfahrt- und Telekommunikationsunternehmen. SpaceX entwickelt und fertigt innovative Raketen und Raumfahrzeuge und bringt sie ins All. 2004 wurde Elon Musk dann Teil von Tesla. Er investierte einen Millionenbetrag in das Unternehmen und wurde später Aufsichtsratsvorsitzender. Schon während der Entwicklung des Roadsters nahm er eine aktive Rolle ein und beaufsichtigte dessen Produktdesign. Seit 2008 ist Musk der Vorstandschef des Konzerns und die prägende Figur von Tesla.
Die innovativen Tesla-Modelle im Überblick
Tesla hat mehrere Elektroautos auf den Markt gebracht:
Roadster (2008 bis 2012)
Der Roadster war der erste vollelektronische Sportwagen, der mit einem circa 53 Kilowattstunden großen Akku mehr als 320 Kilometer (200 Meilen) pro Ladung zurücklegen konnte. Die Ladezeit wurde mit 4,5 Stunden angegeben.
Model S (seit 2012)
Die Limousine Model S zeichnet sich durch deutlich mehr Innenraum und einen vorderen Kofferraum aus. Die Reichweite beträgt je nach Ausstattung von 200 bis über 600 Kilometer. Ebenfalls von der Ausstattung abhängig gibt Tesla eine maximale Geschwindigkeit von 322 Kilometern pro Stunde an.
Model X (seit 2015)
Mit dem Model X hat Tesla ein SUV herausgebracht. Je nach Konfiguration erreicht es eine maximale Geschwindigkeit von 262 Kilometern pro Stunde und hat eine Reichweite von 543 Kilometern.
Model 3 (seit 2017)
Das Model 3 besetzt die Mittelklasse und ist 28 Zentimeter kürzer als das vorherige Model S. Tesla gibt für die Limousine eine Maximalgeschwindigkeit von 261 Kilometern pro Stunde und eine Reichweite von 602 Kilometern pro Ladung an.
Model Y (seit 2020)
Das Kompakt-SUV Model Y überzeugt mit einer Maximalgeschwindigkeit von 250 Kilometern pro Stunde und einer Akkureichweite von 514 Kilometern.
Tesla Semi (seit 2022)
Im Dezember 2022 lieferte Tesla die ersten Modelle des seit fünf Jahren angekündigten Strom-LKWs Semi an den Kunden Pepsi aus. Nach einem Jahr Praxiseinsatz ist der Erfolg des Tesla-LKW unklar: Zu wenig Fahrzeuge wurden bisher ausgeliefert und zu der tatsächlichen Reichweite gibt es unterschiedliche Erfahrungsberichte.
Cybertruck (seit 2023)
Ende 2023 lieferte Tesla die ersten Modelle des Cybertrucks aus. Der futuristisch aussehende E-Pick-up kostet in der teuersten Version 100.000 Dollar und hat eine Reichweite von bis zu 547 km. Außerdem ist er in nur 2,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
In Planung ist außerdem ein Roadster der zweiten Generation. Dieses Modell soll laut Musk eine Reichweite von 1.000 Kilometern haben und eine Höchstgeschwindigkeit von über 400 Kilometern pro Stunde. Die Produktion soll Ende 2024 beginnen. Auf der Investorenkonferenz 2023 stellte Elon Musk zudem die Pläne für zwei Einstiegsmodelle vor: Den elektrischen Kleinwagen, voraussichtlich Model 2 genannt, und einen SUV, der Gerüchten zufolge Q heißen soll.
Es gibt zahlreiche Faktoren, durch die sich Tesla als Pionier hervorgehoben hat. So setzt der Autohersteller seinen Fokus neben dem besonderen, sportlichen Design der Modelle vor allem auf Software und arbeitet mit einer zentralen Rechnerstruktur, die das Auto steuert. Das Technikunternehmen sendet zudem regelmäßig Softwareupdates und Neuerungen an die Tesla-Fahrzeuge.
Auch Minimalismus ist ein wichtiger Punkt bei Tesla. Die neueren Modelle werden mit einem großen Monitor im Cockpit ausgestattet. Es lassen sich daher nahezu keine Knöpfe im Innenbereich finden. Alles wird über den Monitor oder über eine Smartphone-App gesteuert.
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Dafür steht der Konzern Tesla in der Kritik
So beliebt wie Tesla auch ist, der Konzern erntet oft Kritik. Besonders eine Studie aus Schweden sorgte für Aufsehen, da diese ergab, dass die CO₂-Bilanz eines Elektroautos alles andere als umweltfreundlich sei. In dem Arbeitspapier wurde anhand eines Tesla-Modells errechnet, dass dieses mindestens acht Jahre gefahren werden müsse, damit es sich bezüglich der CO₂-Bilanz gegenüber einem normalen Verbrenner rechne. Das liege vor allem daran, dass bei der Produktion der Batteriezellen viel CO₂ ausgestoßen werde. Die Behauptung, dass die Produktion eines E-Autos rund 17 Tonnen CO₂ benötige, wurde jedoch mittlerweile revidiert. Sogar die Studienautoren selbst betonten, dass die Studie mehrfach falsch zitiert wurde. Ein Faktencheck der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ergab, dass der Ausstoß selbst mit der stärksten Batterieleistung (100 kWh) und dem höchstmöglichen CO₂/kg-Wert (100) bei zehn Tonnen liege.
Verunsicherung bei Verbraucher:innen und Industrie herrscht außerdem bezüglich des Autopilot-Systems von Tesla. Der erste bekannte tödliche Autounfall mit einem von dem Assistenzsystem gesteuerten Auto ereignete sich im Jahr 2016 in Florida. Dabei hatte der Fahrer des Tesla Model S den Autopiloten eingeschaltet. Er starb bei einer Kollision mit einem Sattelzug. Tesla erklärte daraufhin in einer Stellungnahme, dass das System den Lastwagen für ein hoch hängendes Schild gehalten habe. Daher sei keine automatische Bremsung ausgelöst worden. Tesla betonte jedoch, dass der Autopilot den Tesla nicht zum selbstfahrenden Auto mache.
Laut einem im Juni 2021 veröffentlichten Dokument hat die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) mindestens 30 Untersuchungen zu Tesla-Unfällen eingeleitet, von denen angenommen wurde, dass der Autopilot involviert war. Einige dieser Unfälle führten zu Todesfällen. Im Juni 2022 kündigte die NHTSA an, ihre Untersuchungen auszuweiten. Als Grund nannte die Aufsichtsbehörde die Notwendigkeit, "das Ausmaß zu untersuchen, in dem Autopilot und zugehörige Tesla-Systeme menschliche Faktoren oder verhaltensbedingte Sicherheitsrisiken verschlimmern können". Die aktuelle Beta-Version des Full Self-Driving (FSD) Modus spricht nun eine Warnung an die Fahrer aus: "Die Software kann zum ungünstigsten Zeitpunkt das Falsche tun, also müssen Sie immer Ihre Hände am Lenkrad behalten und besonders auf die Straße achten."
In Deutschland machte Tesla 2023 Schlagzeilen, da es in der Fabrik des Autoherstellers in Grünheide zu auffallend vielen Arbeitsunfällen kommt. Ein Reporter-Team des "Stern" deckte auf, dass die Fabrik im ersten Jahr nach der Eröffnung 247 Mal einen Rettungswagen oder Hubschrauber anforderte. Das seien dreimal so viele Notfälle wie zum Beispiel im Audi Werk in Ingolstadt. Die Fabrik in Grünheide hat seit Eröffnung außerdem 26 Umwelt-Vorfälle gemeldet, dazu gehören unter anderem der Austritt von 15.000 Litern Lack und 13 Tonnen Aluminium.
- Verwendete Quellen:
- Forbes: "Tesla: A History Of Innovation (and Headaches)"
- Tagesschau: "Tesla verdoppelt Gewinn und enttäuscht"
- ADAC: "Tesla"
- Nachrichtenagenturen dpa und Reuters
- Tagesschau: "Arbeitsunfälle in Grünheide"
- PlainSite: "NHTSA Special Crash Investigations ADAS / ADS Case Spreadsheet"
- RND: "'Schweden-Studie' überarbeitet: Sind E-Autos doch umweltverträglicher?"